Antworten auf Letzte Fragen

Warum heißen Würstchen in Deutschland „Wiener“, in Österreich dagegen „Frankfurter“? (18.7.98)

Eine einfache Frage. Im deutsprachigen Raum ist es üblich, das Substantiv „Würstchen“ mit dem Adjektiv „armes“ in Verbindung zu bringen. Österreicher, die zu einem Würstchen „Wiener“, oder Deutsche, die „Frankfurter“ sagen würden, wären zwar vielleicht keine armen Würstchen, auf jedenfall aber dumm wie Bohnenstroh.

Meike Schneider, Münster

Die Frage um „Frankfurter“ oder „Wiener“ ist doch klar zu beantworten: Das ganze ist ein historisches Problem. Hier geht es um die nationale Frage und Identität in Deutschland im 19. Jahrhundert, d.h. kleindeutsch (ohne Österreich) oder großdeutsch (mit Ö.).

Bei zwei Ereignissen ging es besonders um die Wurst: zum einen beim Wiener Kongreß 1815, auf dem Fürst von Metternich Sekt (...) und Würstchen reichte (deshalb ist die „Urwurst“ – Metternich-Wurst – heute nur noch als Mett-Wurst bekannt), die sofort in Deutschland verordnet wurden, um die Bedeutsamkeit der Wiener im Volke zu festigen. Zum anderen gelang es erst durch die Revolution 1848, die Wurst auch nach Österreich zu bringen, hier aber nicht als (die inzwischen verhaßten) Wiener, sondern die gleichen, aber jetzt (Paulskirchen-) „Frankfurter“ genannten Würstchen.

Diese Wurschtelei bedeutete nicht nur dieselbe Wurst, sondern auch ein Grundstein dt.-österr. Identität mit dem jeweils neuen, aber fernen „besseren“ System. (Vgl. „Pariser“: sichereres franz. Verkehrssystem; „Hamburger“: schnelleres und effektiveres amerik. Eßsystem; „Edamer“: milderes holländ. Milcherzeugnisherstellungssystem; ...). Karl Murx sagte schon auf sächsisch: „Fleisch(t) iss Wurst fürs Volk...,“ (ob's Frankfurter oder Wiener sind!).

Roland Mueller, Türkheim

Aus dem gleichen Grund, aus dem zu Hackklopsen in der Otto-Normal-Szene „Freakadellen“, und in der Autonomenszene „Bulletten“ gesagt wird. Dies ist eine eindeutige Abgrenzung zu dem Risiko selber als „Würstchen“ bzw. als „Durchgedrehter“ dazustehen.

Carsten Feilhaber, Braunschweig

Wann hat man schon einmal etwas hinter sich? (18. 7. 98)

Es gibt meines Erachtens genau vier Möglichkeiten: Ich habe...

1) ... einen Schalk hinter mir, wenn der mir im Nacken sitzt.

2)... eine Wand hinter mir, wenn ich mich anlehne.

3)... einen Detektiv hinter mir, wenn ich meinen Ehemann betrüge.

4)... nie etwas hinter mir, wenn ich unglücklich verliebt bin.

Meike Schneider, Münster

Wenn man es nicht mehr vor sich hat und man auch nicht mehr mittendrin steckt.

Margot Brünner, Reichertshofen

„Man hat so lange das Schlimmste vor sich, bis es einen zum Lachen bringt.“ Samuel Beckett Sollte die Frage nicht so „schlimm“ gemeint sein – obwohl sie so klingt – paßt die Antwort ebenso brillant, wenn man „das Schlimmste“ streicht.

Christine Seeberger, Berlin

Wenn man keine Perspektive(n) mehr hat.

Peter Siebeneichner, Bad Oldesloe

Wenn man gekackt hat.

Hans-J. Heinze, Berlin

Darf man sich nun etwas wünschen beim Anblick einer Sternschnuppe oder nicht?“ (4. 7. 98):

Diese Frage wäre wohl besser an Prof. Dr. von Stern zu richten, den genialen und unerschrockenen Entdecker der nach ihm benannten Schnuppe. Ja, es gibt sie noch, diese wackeren Forscher, die uns nicht mit geklonten Viechern nerven und uns auch nicht die Tomaten mit höchst fragwürdigen Genen versauen. Im übrigen ist das Ganze (wie der Name schon sagt) eh alles total Schnuppe.

Heike Zimmerer, Windach

Kopf nach vorn oder nach hinten beim Nasenbluten (18.7.98)

Aus langjähriger Erfahrung kann ich sagen, daß es für die Dauer der Blutung in der Nase völlig uninteressant ist, ob der Kopf nach vorne oder nach hinten gebeugt ist. Da soll eher ein kalter Waschlappen im Nacken Wirkung zeigen.

Die nach vorne gebeugte Haltung des Kopfes, hat zwei Vorteile, nämlich 1., man kann beobachten, wie lange die Nase tatsächlich blutet und 2., das Blut läuft in ein Taschentuch oder ähnliches. Daraus ergibt sich auch sogleich der gravierende Nachteil der nach hinten gebeugten Haltung des Kopfes, nämlich, daß das Blut schließlich in den Magen läuft. Sobald dort eine gewisse Menge an Blut gelandet ist, muß man sich übergeben – nicht so unangenehm wie sonst, aber trotzdem – und es landet dann eh wieder alles außerhalb des Körpers, aber weniger kontrolliert als beim Taschentuch.

Achim Blechschmidt, Hildesheim

Kopf ab, würde ich sagen. Sofort hört die Nase auf zu bluten.

Anke Biernat

Woher kommt der Irrglaube, man müsse einen Frosch küssen, damit ein Prinz aus ihm wird? Wo ihn die Prinzessin im Märchen „Der Froschkönig“ doch „mit aller Kraft an die Wand warf“? (11.7.98)

Zum Verständnis der Vorgänge zwischen Frosch, Prinzessin und Wand hier zunächst einige Fakten, die offenbar nicht allgemein bekannt sind. Auch heute noch können die Delikte „Unbefugtes Hexen“, „Schwere Gefährdung des Luftverkehrs“ sowie „Grob ungebührliches Betragen gegenüber Märchenwesen“ mit Umwandlung in einen Frosch geahndet werden. Aufgabe der Prinzessinnen ist es, Nichtmärchenwesen, die von der Feen- und Hexenkammer rechtskräftig in einen Frosch verwandelt worden sind, nach einer angemessenen Zeit der Läuterung wieder zu erlösen. Die Prinzessin prüft zunächst, ob das betreffende Nichtmärchenwesen schon hinreichend geläutert ist; wenn ja, gibt sie ihm ein Küßchen und spricht die Worte „Och, sei kein Frosch“, woraufhin das betreffende Nichtmärchenwesen wieder zurückverwandelt wird.

Wie hieraus ersichtlich, erfordert die Tätigkeit einer Prinzessin nicht nur sicheres Urteilsvermögen, sondern auch Geistesgegenwart und eiserne Nerven. Denn: Was ist, wenn die Prinzessin erst zu spät – wenn der Rückverwandlungsprozeß schon eingeleitet ist – merkt, daß der Kandidat doch noch nicht hinreichend geläutert ist? Gegen die Wand werfen widerspricht nicht nur den geltenden Tierschutzbestimmungen, sondern ist – wie bekannt – auch völlig ungeeignet, den Erlösungsvorgang zu stoppen. Bei solch unprofessioneller Vorgehensweise hat die Prinzessin sich alles weitere selbst zuzuschreiben.

Gerhard Pauli, Düsseldorf

Daß Prinzessinnen durch Küsse erlöst werden, ist genau so ein Irrglaube wie die Sache mit den Fröschen und dem Küssen! Schneewittchen z.B. wird (laut der Grimmschen Urhandschrift) nicht durch einen Kuß erlöst, sondern durch die groben Manieren eines Dieners des nekrophilen Prinzen. Und Dornröschen wacht nicht auf, weil der Prinz sie abküßt, sondern weil die hundert Jahre herum sind. Andernfalls hätte der angebliche Erlöser (der nur zufällig im richtigen Moment kam) das gleiche unrühmliche Ende gefunden wie seine unglücklichen Vorgänger.

Ich glaube, daß diese mythische Überhöhung der Küsserei nur ein Trick des Patriarchats ist. Wir sollen glauben, es täte uns gut, wenn irgend welche dahergelaufenen Männer uns abküssen – passiv und willenlos, wie es sich für eine zu erlösende Prinzessin scheinbar gehört. Die erschreckend weite Verbreitung, die dieser Irrglaube gefunden hat, ist wahrscheinlich den Disney-Versionen der Grimmschen Märchen zu verdanken.

Maike Janßen, Berlin

Diese Frage gibt mir Anlaß, ein Erlebnis zu beichten, das nun 24 Jahre zurückliegt – ein Zeitraum, der den damals geleisteten Schwur, aber auch wirklich niemals irgend jemandem etwas davon zu erzählen, irgendwie relativiert.

Auf einem der vielen spätabendlichen Spaziergänge mit meiner Freundin, deren einziger Sinn und Zweck in ausführlichen Erörterungen der Männerfrage bestand, fingen wir einen Frosch. Es war wohl zu gleichen Teilen unserer pubertären Überhitzung wie seiner Zutraulichkeit geschuldet, daß wir übereinkamen, es einfach zu versuchen. Einander glaubhaft versichernd, natürlich nicht ernsthaft davon auszugehen, daß den Frosch zu küssen uns einen Prinzen bescheren würde, befanden wir, daß es ja zumindest nicht schaden könnte. Wir küßten ihn also, ich zuerst, es passierte nichts, wir bekamen einen Lachkrampf, leisteten unseren Schwur und entließen den Frosch.

Das mit dem An-die-Wand- Werfen haben wir damals leider nicht gewußt.

Elisabeth Jean, Heidelberg

Was ist Direktsaft? (11. 7. 98)

Direktsaft ist Saft direkt aus der Flasche.

Kathrin Tietze, Gießen

Warum reißen Schnürsenkel immer, wenn man's eilig hat bzw. woher wissen sie, wann man's eilig hat? (4. 7. 98)

Der gemeine Senkel weiß natürlich überhaupt nicht, wann man es eilig hat. Er verhält sich nur ähnlich einer Bandscheibe, die, durch jahrelange Benutzung vorverschlissen, in dem Moment vorzufallen geruht, da ihr/e BesitzerIn eine Getränkekiste anhebt. (Wobei es übrigens der Bandscheibe völlig schnurz ist, welches Getränk sich in besagter Kiste befindet.) Der vorgeschädigte Senkel reißt selbstverständlich deswegen, weil man, wenn man eilig zum Zug muß, eben einen höheren solchen entwickelt. Und plopps ... Aus dem Amerikanischen kennen wir die sogenannte unhappy doublebind situation: Durch eine unkontrollierte Bückbewegung beim eiligen Senkelbinden hervorgerufener Bandscheibenvorfall mit Senkelriß. Therapie: Mokassins und Krankengymnastik.

Hans Reinhold, Bispingen