BVG plant Tariferhöhung für Schwarzfahrer

■ Schwarzfahren soll statt derzeit 60 künftig 100 Mark kosten. BVG will gesetzliche Regelung über höhere Strafgebühr auf Bundesebene abstimmen. 1997 fuhr das Unternehmen Verluste von 308 Millionen M

Für Schwarzfahrer sollen teure Zeiten anbrechen: Die BVG will das „erhöhte Beförderungsentgelt“ für KundInnen, die ohne Fahrschein in Bussen oder Bahnen angetroffen werden, von derzeit 60 auf 100 Mark erhöhen. Das verkündete der BVG-Vorstandsvorsitzende Rüdiger vorm Walde gestern bei der Vorstellung der Unternehmensbilanz des vergangenen Jahres.

Vorm Walde erklärte, die BVG wolle sich auf Bundesebene dafür einsetzen, eine Bundesratsinitiative zur Erhöhung des Strafgeldes für Schwarzfahrer durchzusetzen. Auch das „Abriegeln ganzer Bahnhöfe für Kontrollen“ werde zukünftig statt Einzelkontrollen zur Regel werden.

Die 550 BVG-Kontrolleure steigerten ihre Einnahmen für erhöhte Beförderungsentgelte von 8 Millionen Mark im Jahr 1996 im vergangenen Jahr um fast das Doppelte auf 15 Millionen Mark.

Auch im vergangenen Jahr erlebte das Nahverkehrsunternehmen einen massiven Fahrgastschwund. 3,8 Millionen weniger zahlende Fahrgäste seien aufgrund der Abwanderung der Berliner in den Speckgürtel, den Wechsel zur S-Bahn und die hohe Arbeitslosigkeit zu verzeichnen, erklärte vorm Walde. Ob Arbeitslose bei günstigeren Fahrtarifen wieder stärker als zahlende Kunden zur BVG zurückkehren, wußte auch Finanzvorstand Joachim Niklas nicht. „Wir haben dazu keine Berechnungen“, erklärte er gegenüber der taz.

Genauer wurde der Vorstand beim Jahresergebnis: Trotz einem Abbau von 1.500 Arbeitsplätzen sanken im vergangenen Jahr die Verluste nur um 5,5 auf 308,5 Millionen Mark. In diesem Jahr werden wieder rund 1.200 BVG-Mitarbeiter die Verkehrsbetriebe verlassen. Dafür soll ein Call-Center mit 100 Beschäftigten eröffnet werden und bessere Kundeninformationen liefern. Zusätzlich kündigte BVG-Chef vorm Walde eine Befragung von 120.000 Haushalten an, damit die BVG zukünftig „maßgeschneiderte Lösungen anbieten kann“. Zur „Qualitätsverbesserung“ sollen zukünftig Klimaanlagen in den Bussen und „10 Millionen Mark zusätzlich für mehr Sauberkeit“ beitragen. Dafür werden Bus- und Bahntakte verlängert: „Wir sind im Vergleich zu anderen Städten top“, so vorm Walde. Die Veränderung der Taktzeiten von drei auf vier Minuten würde daran auch nichts ändern. Irritiert zeigten sich Niklas und vorm Walde allerdings auf die Frage, ob Takte der U-Bahn-Linien 7 und 2 auf zehn Minuten ausgedehnt werden, weil Teile der Strecken parallel zum S-Bahn- Ring verlaufen. Niklas und vorm Walde erklärten, es werde keine Verschlechterungen im Angebot geben. Gesamtwirtschaftlich sei es zwar richtig, parallel zur S-Bahn verlaufende U-Bahn-Tunnel stillzulegen oder mit längeren Takten zu befahren, die BVG habe jedoch betriebswirtschaftlich zu rechnen und um ihre Kunden auch mit der S-Bahn zu kämpfen, so Niklas.

Beim Studententicket zeichnet sich hingegen weiter kein Ergebnis ab: „Zur Zeit liegt das BVG-Angebot bei 215 Mark pro Semester“, nachdem Finanzvorstand Niklas vor drei Jahren noch 185 Mark akzeptabel fand. „Wir müssen schließlich dem Aufsichtsrat diese Tarife erklären, wir waren schon bei 265 Mark“, so Niklas. Die studentischen Vertreter hingegen legten die Latte tiefer – auf 160 Mark. Peter Sennekamp