George Benson spielte für das Finale des WestPort Soul-Pop wie bei Muttern. Und des Festivals Organisatoren frohlocken

Alles eine Frage der Perspektive. Eigentlich zählt ein Mann wie Jonas Schoen nur bedingt zu den experimentellen Geistern im Jazz. Auf seinem Debüt-Album Mixed Up zelebrierte der Hamburger Blechbläser recht gängiges Soulzeugs, immer mit einem Hang zu sorgsamer Verdaulichkeit. Beim Abschlußkonzert zum WestPort-Festival gerieten seine JazzHop-Klänge als Support von George Benson allerdings zur veritablen Avantgarde.

Bei Benson selbst gab es am Sonnabend, wie immer eigentlich, Soul-Pop wie bei Muttern. Oft schon ist der jetzt schon seit Jahren währende Weichspülgang des einst so bravourösen Benson bemängelt worden. Und auch diesmal wären einschlägige Kritiker voll auf ihre Kosten gekommen. Ganz in schwarz gekleidet kam der große Held des Picobello-Funk auf die Bühne des Deichtorhallenzelts geschlendert, lächelte siegesgewiß und gniedelte auf seiner knallroten Gitarre lockere Düpdüdeldü-Akkorde vor sich hin. Schon stand das rappelvolle Festzelt Kopf.

Noch ein Konzert, bei dem sich alle einig waren, was sie hören wollten: Songs wie von CD, nur eben lauter. Bensons Balladen, hießen sie nun „In Your Eyes“ oder „Nothing's Gonna Change My Love For You“, erinnerten an Werbetrailer, in denen die Brötchen frisch, die Autos sicher und die Versicherungen fair sind. Dazwischen groovten jene bewährten Midtempo-Nummern. Schon mal probiert, sich bei Songs wie „Love Times Love“ die Zähne zu putzen? Klappt prima!

Richtig ausgelassen wurden die Thirty- bis Fifty-Somethings aber erst bei ihren Feten-Fegern „Give Me The Night“ und „On Broadway“. Waren das noch Dance-Classics – oder doch schon Oldies? Das war auf jeden Fall Samstag Nacht pur, John Travolta hätte seine Freude gehabt.

Und Ingrid Ebinal und Thomas Engel, Veranstalter des WestPort, hatten die sowieso. 15.000 Besucher, so die ansonsten nicht besonders auskunftsfreudigen Impresarios gegenüber dpa, soll das Festival in den zehn Tagen aktiviert haben. Die desaströse Leere bei Run DMC oder, noch schlimmer, bei King Sunny Ade und die kurzfristigen Absagen müssen zwar auf der Minus-Seite verbucht werden, dafür gab es mit Oscar D'Leon und Tito Puente tatsächlich ein paar extrem unterhaltsame Auftritte.

Das Maulen allerdings wollen die Organisatoren trotzdem nicht lassen: Den schwarzen Peter für die Absagen schieben sie dem „unzuverlässigen Umfeld“ der betreffenden Künstler zu. Darauf will man sich das nächste Mal gar nicht erst einlassen. Was im Klartext heißt: Al Jarreau, Manhattan Transfer und George Benson auch 1999.

Uns doch egal, so lange die grandiose Cassandra Wilson auch wieder dabei ist. or/cbu