„Teurer Schrebergarten“

Steb verhindert Bebauung im Blankeneser Treppenviertel. Architekten: Dank der guten AnwohnerInnen-Connection zum GAL-Senator  ■ Von Silke Mertins

Am Baurs Weg 2, einem Fußweg im Blankeneser Treppenviertel, steht eine prächtige denkmalgeschützte Villa in einem großen, ebenso beeindruckenden Garten. Die Bäume sind dicht belaubt, aber man erahnt den schönen Blick, den SpaziergängerInnen in winterlichen Zeiten an dieser Stelle genießen können. Auf Teilen dieses Grundstücks will das Architektenpaar Ulrich Zeiger und Angelika Wacker einen zweistöckigen Neubau errichten. Zwischen den Häusern hindurch, argumentieren sie, habe man immer noch genügend Sicht – wie das Baurecht von 1955 es verlangt.

Doch mit den Plänen scheint es nun vorerst vorbei zu sein. Die Stadtentwicklungsbehörde (Steb) hat die Angelegenheit übernommen. Ab sofort gilt für das Grundstück eine Veränderungssperre, denn es wird ein Bebauungsplan aufgestellt. „Die Senatsdrucksache ist unterwegs“, so Steb-Sprecherin Renée Culemann. Das Ziel ist klar: „Es wird nicht gebaut.“ Der „öffentliche Durchblick“ solle „auf allen Stufen erhalten bleiben“.

Damit würde „das Gesetz, aufgrunddessen wir gekauft haben, durch ein neues ersetzt“, so Wacker. Weil die Preise für unbebaubare Grundstücke niedrig sind, „haben wir dann die Miesen an der Backe“. Das Finanzierungskonzept, das die Villa und einen weiteren Bau einschließt, würde kippen, und „wir haben den teuersten Schrebergarten in ganz Hamburg.“

Im Vorfeld hatten 20 AnwohnerInnen – darunter Spiegel-Chef Stefan Aust – einen Protestbrief an Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) unterschrieben. Die Aussicht gehöre „zu den schönsten Ausblicken im Treppenviertel überhaupt“, heißt es darin. Nicht nur BesucherInnen blieben dort stehen, sondern auch BewohnerInnen „halten auf dem Weg vom Markt nach Hause hier inne“. Denn: „Dies ist eine erste Zäsur zwischen dem lebhaften Oberland und dem kontemplativen, stillen Unterland. Hier wird bewußt, daß man eintaucht in eine andere Welt, die vieles von dem, was andernorts verlorenging, noch bewahrt hat.“ Der Erhalt liege im öffentlichen Interesse.

Zu den Initiatoren gehören die Ex-GAL-Abgeordnete Sabine Boehlich und Martin Schmidt, stellvertretender GAL-Fraktionschef. Das Paar wohnt im Treppenviertel. „Man hat uns immer wieder gesagt, daß man an diesen beiden nicht vorbei kommt“, so Zeiger. Aus Sicht der Architekten liegt das Projekt dank der GAL-Connection nun bei der Steb. „Es ist doch widersinnig, daß ein Senator sich mit so einem Einzelprojekt befaßt“, so Wacker.

In den Bezirksausschüssen hatte man sich vor der Übernahme durch den Senat auf einen Kompromiß geeinigt: einen einstöckigen Atriumbau, der wegen der Hanglage auf Fußweghöhe läge. Doch die Protestgruppe lehnt jede Verdichtung ab. „Der Atriumbau ist das allerschlimmste“, so Schmidt, der den Brief – „weil ich Abgeordneter bin“ – nicht unterschrieben hat. „Für uns ist das eine Grundsatzfrage.“ Beim Milieuschutz „hat die GAL diese Auffassung immer vertreten.“