■ Argumente gegen den Transrapid
: Genauso energiehungrig wie das Flugzeug

Bis Ende September will der BUND 90.000 Unterschriften sammeln, um das Thema Transrapid wieder auf die Tagesordnung des Parlaments setzen zu lassen. Die taz läßt ExpertInnen zu Wort kommen, die die Argumente für den Transrapid widerlegen.

Das Argument: Der Transrapid sorgt dafür, daß der umweltschädliche Flug- und Autoverkehr reduziert wird.

Die Verlagerung von Luftverkehr auf den Transrapid wäre schon deshalb kein Fortschritt, weil die Magnetbahn in etwa ebenso energiehungrig ist wie das Flugzeug. Außerdem würde der Schwebezug in erster Linie die energiesparende, umweltfreundliche Eisenbahn „kannibalisieren“: Dieser würden mehr Fahrgäste weggenommen als dem Luftverkehr Fluggäste. Der Umwelteffekt wäre damit unter dem Strich eindeutig negativ.

Zudem kann die Eisenbahn der innerdeutschen Fliegerei durchaus Paroli bieten: Auf nationalen Flugstrecken mit Bahnkonkurrenz gingen die Passagierzahlen in der ersten Hälfte der neunziger Jahre zurück, gleichzeitig boomte die Schiene.

Der grenzüberschreitende europäische Luftverkehr kommt als Transrapid-Potential ohnehin nicht in Frage – mangels Masse. Bei der von der Magnetbahn- Lobby propagierten Streckenverlängerung Berlin – Prag wird das besonders deutlich: Hier verkehrt lediglich zweimal am Tag ein winziges Flugzeug. Was soll da verlagert werden? Im übrigen hat der aus Millionen Elektromagneten bestehende Fahrweg des Transrapid erhebliche Fixkosten, die das Flugzeug nicht hat. Bei einem Preiswettbewerb würde eine Magnetbahn mit Leichtigkeit von den Fluggesellschaften in Grund und Boden „gedumpt“ werden können, zumal sie auf den meisten Europa-Routen deutlich langsamer wäre als der Flieger.

Auch gegenüber dem Autoverkehr kann der energiefressende Transrapid (anders als der ICE) keine Öko-Punkte sammeln. Zudem wäre er mit erwarteten Durchschnittserlösen von 28 Pf/km (entsprechend rund 50 Pf/km Regeltarif) auch preislich uninteressant für die meisten Autofahrer, die gerne nur die Benzinkosten (ca. 12 Pf/km) kalkulieren.

Ohnehin ist es fraglich, wie ein exotisches Fernverkehrsmittel in der Lage sein soll, die hauptsächlich vom Nah- und Regionalverkehr verstopften Straßen zu entlasten.

Mit den offiziell angegebenen Kosten von 10 Milliarden Mark für den Transrapid könnte man Hunderte Regionalbahnen modernisieren oder in 20 Städten Stadtbahnsysteme nach Karlsruher bzw. Saarbrücker Vorbild einführen oder 6.000 Regionalbahn-Triebwagen beschaffen. Für diesen Betrag könnte man aber auch 2.300 km Bahnstrecken ausbauen und zahlreiche neue ICE- und Neigezugverbindungen schaffen, statt – wie geplant – den Fernverkehr auszudünnen. Mit diesen Investitionen würden weitaus größere Verlagerungseffekte von der Straße auf die Schiene bewirkt als mit dem Transrapid. Reinhard Hanstein

Der Autor ist Diplom-Betriebswirt