Deutsche Bank glücklos im US-Investmentgeschäft

■ Hochbezahlte Profispekulanten wechseln Banken wie Fußballprofis ihre Vereine

Hamburg (taz) – Der Deutsche- Bank-Boß Breuer verdient nicht viel. Jedenfalls nicht, wenn wir sein geschätztes Jahreseinkommen von drei Millionen Mark mit den Tantiemen vergleichen, die seine Investmenthändler bekommen. Etwa 20 Aktienjongleure sollen nach Angaben eines Banksprechers deutlich mehr kassieren als ihr oberster Chef. Das könnte die Deutsche Bank (DB) jetzt teuer zu stehen kommen: In Nordamerika scheint nach Pressemeldungen das strategisch so wichtige Investmentgeschäft zusammenzubrechen.

Dabei hatte alles so verheißungsvoll angefangen – mit einer Fusion. 1989 kaufte die Deutsche Bank für 1,5 Milliarden Mark das renommierte Londoner Investmenthaus Morgan Grenfell. Plötzlich spielte man auch beim internationalen Spekulieren mit Wertpapieren und Aktien in der ersten Liga mit. Bis heute hat die Neuausrichtung vier Vorstände in der Frankfurter Zentrale verschlissen. Personell wurde die Basis nach und nach aufgestockt: Für ein Jahresgehalt von angeblich drei Millionen Pfund wurde 1995 ein Investmentbanker von S. G. Warburg angeheuert, im April 1996 für ein Gehaltspaket von 7,5 Millionen Dollar der „US-Star“ Frank Quattrone. Investmentbanker und Konzernbetreuer werden gehandelt wie Fußballspieler. Leider mangelt es auch ihnen an Vereinstreue: So löste jetzt der hochgepuschte Quattrone eine der größten Miseren in der 128jährigen Geschichte der Deutschen Bank aus, als er mit seinen 120 Mitarbeitern zur Credit Suisse First Boston wechselte. Damit ist der DB-Plan, in die globale Spitze selbst im Investmentbanking vorzustoßen, erst einmal gescheitert. Das US- Engagement sollte hierzu die ökonomische Speerspitze bilden. Inzwischen, sagen Beobachter, soll auch über Konsequenzen im DB- Vorstand selbst nachgedacht werden. Das eigentliche Krisengewicht entsteht aus dem strukturellen Wandel im globalen Bankbusineß: Galt früher die Kreditvergabe als der Gewinnmacher schlechthin, sind es heute „Investment“ und „Corporate finance“, also der eigene Börsenhandel mit Wertpapieren, die provisionsträchtige Spekulation auf fremde Rechnung sowie die ebenfalls Milliardenprovisionen abwerfende Finanzberatung von Konzernen und Milliardären. Provisionsüberschuß und Handelsergebnis erreichten 1997 die Rekordmarke von 12,5 Milliarden Mark, während das Kreditgeschäft mit rund 11 Milliarden deutlich weniger zum Gesamtgewinn des Geldgiganten beitrug.

Nun möchte man im globalen Investmentgeschäft langsamer als ursprünglich geplant expandieren – trotz teurer Investitionen in Firmenkäufe, neue Infrastruktur und Personal. Aber die Großbank liegt keineswegs am Boden. Es gebe keine Krise, versichert ein DB- Sprecher der taz. So vermeldet die Juli-Ausgabe der Hauszeitschrift „Forum“ eine Verdoppelung der verwalteten Vermögen allein bei Morgan Grenfell von 150 auf 300 Milliarden Mark seit 1995. Gleichwohl würden lediglich drei bis vier Prozent der verwalteten Gelder in den USA angelegt. Im US-Investmentbereich konzentriere man sich weiterhin auf „eng definierte Industriebereiche“: Transport, Medien, Pharma und High-Tech.

Zumindest als einer der möglichen goldenen Auswege erscheint dem DB-Vorstand jetzt die Fusion mit einer US-Investmentbank. Dabei ist die bisherige Investment- Offensive zunächst an einem typischen Fusionsproblem gescheitert: Die Strukturen des Managements hielten mit dem Wachstumssprung nicht mit, es gelang nicht, das Neue in das Alte zu integrieren. Hermannus Pfeiffer