Lang lebe Kim Jong Il!

■ „Revolutionäre Begeisterung, Tanz und Gesang“ bei den „Wahlen“ in Nord-Korea

Seoul (dpa/AFP/AP) – Im kommunistischen Nord-Korea haben gestern erstmals seit acht Jahren wieder „Wahlen“ zur Obersten Volksversammlung stattgefunden. Im Wahlbezirk 666 hätten Soldaten für den „Genossen Kim Jong Il“ gestimmt, hieß es in einem Bericht des nordkoreanischen Rundfunks. Der 56jährige Sohn und erklärte Nachfolger des langjährigen Staatschefs Kim Il Sung hatte sich als einer der rund 700 Kandidaten für die Volksversammlung in einem vom Militär beherrschten Wahlbezirk in der Hauptstadt Pjöngjang aufstellen lassen. Pro Wahlkreis gab es nur einen Kandidaten.

Nach Berichten der amtlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA hätten bis zum frühen Nachmittag bereits 98,87 Prozent der registrierten Wähler „mit großer revolutionärer Begeisterung“ ihre Stimme abgegeben. Laut KCNA hätten alle Soldaten und Offiziere für Kim gestimmt. Anschließend hätten sie ihm ein langes Leben gewünscht, getanzt und gesungen. Wieviel der rund 23 Millionen Nord-Koreaner stimmberechtigt waren, wurde nicht bekannt. Auch gab es aus Pjöngjang zunächst keinen Hinweis auf die Bekanntgabe der offiziellen Wahlergebnisse. Bei den letzten Wahlen im April 1990 wurden alle 687 Kandidaten mit 100 Prozent gewählt.

In Seoul wird damit gerechnet, daß der De-facto-Staatschef Kim Jong Il nach seiner Wiederwahl ins Parlament im September formell das Amt des Präsidenten übernehmen wird. Der Posten ist seit dem Tod von Kim Il Sung im Juli 1994 unbesetzt. Kim junior wurde im vergangenen Jahr zum Generalsekretär der Arbeiterpartei ernannt. Die jetzigen „Wahlen“ in dem von Nahrungsmittelknappheit geplagten Nord-Korea waren seit drei Jahren überfällig. Sie wurden wegen der Trauerzeit um den verstorbenen Kim Il Sung verschoben.