RadlerInnen müssen leider absteigen

■ Umbaupläne für Bischofsnadel stoßen auf massiven Protest bei Radfahrlobby / Baubehörde spricht von „Fußgängertunnel“ / RadlerInnen fordern Rampe mit Radweg statt Schieberillen

Die Bremer Radfahrlobby geht erneut wegen der Pläne für die Bischofsnadel auf die Barrikaden. Gestern demonstrierten mehrere Aktivisten des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) an dem Durchgang zwischen Wallanlagen und Domshof. Dabei machten sie klar, daß zur Zeit eine Benutzung der Bischofsnadel kaum möglich ist. Durch die Bauarbeiten ist keine Radrampe mehr vorhanden. Doch auch für die Zukunft befürchten die RadfahrerInnen, daß ihnen die Nutzung der Durchfahrt möglichst erschwert werden soll, da definitiv nur noch zwei Schieberillen und keine Rampe die Treppe hinaufführen soll.

Und das, obwohl sowohl nach Angaben der Baubehörde als auch des ADFC die Bischofsnadel allein in der Zeit von 14 bis 18 Uhr mehr als 1.000 RadlerInnen durchqueren. Immerhin 20 Prozent des Gesamtvolumens. Am Montag waren es laut ADFC zwischen 16 und 17.45 Uhr 782 RadlerInnen von insgesamt 1.388 PassantInnen – also sogar mehr als die Hälfte per Rad.

Statt einer Verbesserung spricht der ADFC darum jetzt von eklatanten Verschlechterungen durch den 1,6 Millionen Mark teuren Umbau: Durch Geschäfte auf beiden Seiten verringert sich die Breite um 80 Zentimeter auf 5,10 Meter. Die Treppe wird ebenfalls schmaler, das Tragen von Fahrrädern durch einen zusätzlichen Handlauf erschwert. Künftig wird es auf der Treppe zum Domshof nur noch die beiden Schieberillen geben, so daß Kinderwagen nur noch schwer und Fahrradanhänger, Dreiräder oder beladene Räder so gut wie gar nicht mehr hinauf- oder hinuntergeschoben werden können. Laut Dieter König vom ADFC ist diese Planung eine „Riesensauerei, da wir überhaupt nicht mit einbezogen wurden. Erst zwei Wochen vor Baubeginn wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt.“

Gegen diese Vorwürfe wehrt man sich in der Baubehörde und geht auf vollen Konfrontationskurs. „Die Bischofsnadel ist ein Fußgängertunnel. Auch die Umbauten werden im Interesse dieser Personen vorgenommen“, sagt Sprecher Thomas Wedrich. Um deren Sicherheit zu erhöhen, habe man auch auf eine Fahrradrampe verzichtet, damit die RadlerInnen zum Absteigen gezwungen werden. Das gleiche gilt für die Verengung des Tunnels. „Zudem soll die Bischofsnadel dadurch belebt und damit auch sicherer gemacht werden“, so Wedrich. Er verweist zudem darauf, daß ein Fahrstuhl installiert wird, den Personen mit Kinderwagen oder RollstuhlfahrerInnen benutzen können.

Ob das aber bei den BürgerInnen ankommt, die den Tunnel nutzen, bleibt fraglich. Für die meisten Nicht-AutofahrerInnen stellt die Bischofsnadel die direkte Verbindung zwischen den Stadtteilen Östliche Vorstadt, Findorff, Schwachhausen, Vahr, Horn-Lehe, Borgfeld oder etwa Oberneuland in die Innenstadt und weiter in die Neustadt dar. Die Findorfferin Sabine Danzglock hält überhaupt nichts von den Plänen für die Bischofsnadel. „Schon die alte Rampe war so steil, daß mir beim Kinderwagen immer jemand helfen mußte.“ Für die Zukunft befürchtet sie noch mehr Ärger, wenn sie den Wagen mit Adrian (2 1/2) und Laura (1) über zwei Schieberillen wuchten soll. Auch der Woltmershauser Norbert Thien findet die Planungen „unmöglich und unsinnig. Selbst als Mann habe ich Schwierigkeiten mit meinem Sohn und dem Kinderwagen. Und dafür wird wieder viel Steuergeld rausgeschmissen.“ Jens Tittmann