Geschlossene Gesellschaft

Der Wettbewerb zum Mahnmal für die ermordeten Juden Europas wird von drei verschiedenen Instanzen ausgelobt, die sich in dieser Konstellation seit rund vier Jahren um die Realisierung des Denkmals bemühen. Da ist einmal das Land Berlin, vertreten durch die Senatskulturverwaltung und den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen. Dann der Bund mit Regierungschef Helmut Kohl an der Spitze, und schließlich die private Initiative für ein Holocaust- Mahnmal, deren prominenteste Protagonistin die Fersehjournalistin Lea Rosh ist. Diese drei Parteien waren nicht nur in den beiden Jurys präsent, die die Prämierung der bisher eingegangenen Entwürfe vornahm, sie sind auch per Beschluß zu Einigkeit verdammt.

Eine Entscheidung über den Bau des Holocaust- Mahnmals, so die gemeinsam ausgehandelte Vereinbarung, darf nur einstimmig gefällt werden. Dabei ziehen es die Auslober vor, unter sich zu bleiben: Fachleute, die Erfahrung mit der ästhetischen und intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Holocaust vorweisen könnten, waren nur zu den Kolloquien geladen, die im vergangenen Frühjahr im ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude in Berlin veranstaltet wurden. U.C.