Horror Ltd.

■ Die Rocky Horror Show feiert im Stadtpark ihren 25. Geburtstag

Was den Bekanntheitsgrad betrifft, kann der Rocky Horror Show der Status als Klassiker nicht mehr abgesprochen werden. Richard O–Brians Musical wurde 1973 im Royal Court Theatre in London uraufgeführt und erobert seitdem unseren Planeten. Gegenwärtig werden weltweit über 30 Produktionen lizensiert. Die aktuelle Europa-Tournee des London Musical Theatre wurde von Christopher Malcolm inszeniert, der in der Original-Produktion als Brad zu sehen war und der heute neben Richard O–Brian und Howard Panter die „Rocky Horror Company Ltd.“ leitet.

Die Story, eine Parodie gängiger Science-Fiction- und Horrorfilm-Klischees, ist selbstverständlich erhalten geblieben. In einem von transsexuellen Außerirdischen bewohnten Gemäuer wird ein Pärchen Zeuge der Geburt von Rocky. Das perfekte Wesen, geschaffen vom genial-wahnsinnigen Transvestiten Frank'n'Furter, löst ein Chaos im Schloß aus. So weit, so bekannt, nun aber mit neuem Regiekonzept und neuen Kostümen: An diesem Wochenende darf der 25. Geburtstag der strapsbewehrten Aliens auch im Hamburger Stadtpark gefeiert werden.

Bekannt ist ebenfalls, daß sich die meisten Transvestiten nicht auf der Bühne, sondern davor aufhalten. Den Charakter eines Mitmach-Spektakels erhielt die Show aber erst durch die Verankerung in der Kinokultur. Lou Adlers Filmversion unter dem Titel Rocky Horror Picture Show war bei ihrem Start 1975 ein Flop, mutierte zwei Jahre später zum Kult und ist auch heute noch eindeutig dem Reich der Untoten zuzurechnen.

Die eher gemäßigte Orgie findet im Publikum statt. Die Dialoge werden aus dem Gedächtnis mitgesprochen und ergänzt, und von der Liturgie bis zu Initiationsriten wird nichts ausgelassen, was zu einer echten religiösen Parodie gehört. Die zahlreichen Fan-Clubs geben neuen Mitgliedern, „virgins“ genannt, wertvolle Tips an die Hand: „Werft keine Hot-Dogs gegen die Leinwand! Schreit Brad nicht jedesmal ein asshole entgegen!“ Und vor allem: „Macht euch nicht lustig über die Kostüme der anderen!“

Im Kinosaal mag dies einzigartig sein, in der Rückübertragung auf den Zuschauerraum eines Theaters auch. Doch die geduldete, weil temporäre Aufhebung von Geschlechterrollen während eines Karnevals ist uralt. Sie endet stets mit der Rückkehr zur Norm, die der Erzähler auf eine knappe Formel bringt: Brad Majors und Janet Weiss waren zwei gewöhnliche, gesunde junge Menschen, als sie Frank'n'Furters Schloß betraten. Und genau so will das Publikum nach dem Abschminken ja auch wieder sein.

Barbora Paluskova

Sa, 1., und So, 2. August, jeweils 19.30 Uhr, Freilichtbühne im Stadtpark