Grünes Licht für Frauenfahrschule

Nach massiven Protesten gab das Arbeitsamt nach: Das Frauenprojekt „Pfiffigunde“ darf Fahrlehrerinnen ausbilden  ■ Von Silke Mertins

Solche Verbündeten hatte das Frauenprojekt „Pfiffigunde“ in Ottensen sich nicht träumen lassen: Politikerinnen aller Fraktionen hielten in der Bezirksversammlung Altona flammende Reden, die Innenbehörde setzte sich für sie ein, und sogar CDU-Oppositionsführer Ole von Beust bot seine Unterstützung an. Am Ende gab das von allen Seiten gescholtene Hamburger Arbeitsamt nach: Pfiffigunde darf dank monatelanger Proteste nun doch Frauen zu Fahrlehrerinnen ausbilden.

Ab dem 1. September können sich zehn bis 15 umschulungsberechtigte Frauen im Schulungsraum gleich neben der Pfiffigunde-Werkstatt die Berechtigung erarbeiten, auf dem BeifahrerInnensitz mit Gas-, Kupplungs- und Bremspedal Platz zu nehmen. Nach dem sechsmonatigen Kurs will das Projekt eine eigene Frauenfahrschule gründen.

„Das haben wir uns wirklich hart erkämpft“, freut sich Projektleiterin Claudia Vollmer. Trotz der so häufig geforderten Bekämpfung weiblicher Arbeitslosigkeit hatte das Arbeitsamt den Antrag zunächst negativ beschieden (taz vom 26.2.98). „Die angebotene Weiterbildungsmaßnahme ist arbeitsmarktpolitisch nicht zweckmäßig“, lautete die Begründung. In dieser Berufsgruppe existiere sogar ein Überangebot.

Tatsächlich gibt es zwar genügend Fahrlehrer, doch kaum Fahrlehrerinnen, obwohl die Nachfrage groß ist. Außerdem können Männer die Ausbildung beim Bund umsonst machen, während Frauen auf dem freien Markt 20.000 Mark hinblättern müssen. Insbesondere der Fahrlehrerverband wehrte sich gegen die weibliche Konkurrenz und mobilisierte gar den Bund der Steuerzahler, der eine Verschwendung von öffentlichen Geldern witterte.

Um das Gesicht zu wahren, fördert das Arbeitsamt die Ausbildung von Fahrlehrerinnen nun nicht im üblichen Rahmen, sondern als „Modellprojekt“. Für Pfiffigunde setzte sich vor allem die neue Frauenbeauftragte des Arbeitsamtes ein. „Die hat uns sehr geholfen“, sagt Vollmer. Durch die arbeitsamtliche Verzögerung sind jedoch auch Probleme entstanden. Bereits seit April muß die Miete für den neuen Schulungsraum von 1500 Mark gezahlt werden, ohne daß Kursgebühren fließen.

Ursprünglich war der Kurs zudem längst voll. Doch wegen der monatelangen Ungewißheit hat sich ein Teil der Frauen für andere Umschulungen entschieden. Deshalb sind nun kurzfristig einige Plätze frei geworden. Voraussetzungen sind eine Umschulungsberechtigung sowie Führerscheine der Klassen 1a und 3. Der LKW-Führerschein ist Teil der Ausbildung. Vollmer: „Die Frauen haben danach hundertprozentig einen Job.“

Info-Veranstaltung am 3. August, 20 Uhr bei Pfiffigunde, Hohenesch 70, Tel.: 3902578