Nur noch 34 Spieltage

Die Bundesligaabsteiger 1. FC Köln, Bielefeld und Karlsruhe wollen ihre Zeit in der 2. Liga beenden. Kleines Problem: Dazu muß sie heute zunächst beginnen  ■ Von Frank Ketterer

Karlsruhe (taz) – Nur noch 34 Spieltage! Dann soll der Horror auch schon wieder ein Ende haben und der Betriebsunfall, als der die Sache allenthalben in Karlsruhe, Köln und Bielefeld bezeichnet wird, korrigiert sein. „Völlig unnötig“ nennen sie die Panne beim Karlsruher SC; als „verbockte Sache“ wird beim 1. FC Köln darüber gesprochen; bei der Bielefelder Arminia sind sie erst gar nicht so einfallsreich, da wird der Betriebsunfall ganz lapidar beschrieben – als Betriebsunfall. Drei Mannschaften, drei Absteiger. Willkommen in Liga zwei, willkommen zur kleinen Horrorshow.

Und jetzt? Jetzt wollen sie alle wieder aufsteigen, natürlich. Weil es ganz einfach zu schrecklich ist, zweitklassig zu sein. Nichts Schlimmeres kann man sich in solch erlesenen Fußballerkreisen vorstellen, außer der Drittklassigkeit natürlich. Dabei bleibt ihnen das Allerschlimmste noch erspart: Meppen ist gerade eben in die Regionalliga abgestiegen. Glück im Unglück?

Nein, nein, vom schönen Emsland soll hier nicht die Rede sein (sonst schreibt Meppens Bürgermeister wieder ein Briefchen), die Sache ist auch so schon schlimm genug. Jedenfalls hören sich die Schilderungen des zu erwartenden Horrors so an. „Wir sind uns bewußt, daß es ein schweres, hartes und brutales Jahr wird“, sagt beispielsweise Roland Schmider, der Präsident ist beim „völlig unnötig“ abgestiegenen KSC.

Jörg Berger, der Trainer dort, weiß zwar nicht so recht, was ihn da erwartet in der DSF-Liga, warnt aber schon mal vor, prophylaktisch eben: „Das wird ein ganz schwieriger und dorniger Weg.“ Seinen Spielern hat er deshalb schon einmal klargemacht, daß mehr Wert auf kämpferische denn auf spielerische Elemente gelegt wird. Hoffentlich hat er ihnen auch gesagt, daß er dabei keineswegs die deutsche Nationalmannschaft gemeint hat, sondern die Zweitklassigkeit, was wiederum gar nicht so weit entfernt ist voneinander.

Spaß beiseite, die Sache ist ernst, Middendorp-ernst, sozusagen. Der Zweitligatrainer aus Bielefeld hat elf neue Spieler in die abgestiegene Mannschaft integrieren müssen, weil neun fahnenflüchtig geworden sind. Ähnlich war es bei Bernd Schuster in Köln (zwölf Neue/15 Abgänge) und auch in Karlsruhe (elf/zwölf). Absteigen – o. k., das geht für einen erstklassigen Profi gerade noch, aber in der Zweiten Liga spielen – das ist dann doch zuviel des Guten.

Deshalb hat Berger in Karlsruhe nur noch Spieler angeheuert für das große Ziel, „die Charakter haben“. Zweitligaspieler eben, im besten Fall schon mit Aufstiegserfahrung. Michael Molata hat es einst mit Bielefeld geschafft, Stefan Meissner mit Wolfsburg, Marc Kienle mit Duisburg, Andreas Zeyer mit Freiburg und Christian Fährmann mit Hertha BSC; außerdem haben sie Fortuna Köln Torjäger Rainer Krieg abgekauft.

Ausgewiesene Facharbeiter also für Liga zwei, die von einem echten Weltmeister in den gnadenlosen Kampf auf die Gebeine geführt werden sollen. Denn ausgerechnet der Schwabe Guido Buchwald hat den Badenern die Treue gehalten. Als Dank dafür darf Buchwald während der ersten Saisonspiele in Urlaub fahren. Einen richtig Großen des internationalen Fußballs haben sie ihm überdies gekauft: Rafael Martin-Vazquez, einst bei Real Madrid, Olympique Marseille, Deportivo La Coruña und 38mal in der spanischen Nationalmannschaft, darf Buchwald künftig den Rücken freihalten.

Das hat den Sportclub zwar eine ganze Stange Geld gekostet, aber so richtig eine Rolle spielt das nicht. 25 Millionen Mark darf das Zweitliga-Jahr in Karlsruhe kosten, 28 Millionen in Köln, 32 gar in Bielefeld. Zusammen macht das 85 Millionen Mark, mehr als ein Drittel der Summe aller Gesamtetats in Liga zwei, die mit fast 229 Millionen Mark neue Dimensionen erreicht hat. Zum Vergleich: Rot- Weiß Oberhausen geht mit einem Budget von 5,3 Millionen an den Start. Aber Oberhausen ist eben auch nur ein Zweitligist.