Spielen wie eine Birne

■ Tim Gutberlet soll der kreative Kopf im Mittelfeld des FC St. Pauli werden – und hat das Zeug zum Publikumsliebling

Eigentlich hat Tim Gutberlet alle Chancen, der neue Publikumsliebling bei St. Pauli zu werden. Er ist geradeheraus, redet, wie ihm der Ruhrpottschnabel gewachsen ist und kann hin und wieder einen langen Paß in die Spitze schlagen, der sogar bei seinem Mitspieler ankommt. Wenn er doch nur eine Qualität mitbrächte, die am Millerntor so sehr gefordert wird: unentwegter Kampfgeist. Von den Amateuren des FC Bayern München kommend, sollte der gebürtige Dortmunder wieder technisches Flair nach St. Pauli bringen. Nun wird ihm vorgeworfen, er sei zu langsam und liefe zuwenig.

„Es gibt die Renner und die Fußballspieler“, klassifiziert Gutberlet seine Kollegen, „und mein Spiel war schon immer so, daß ich nicht soviel gelaufen bin, sondern mit Ball aktiv war. Wenn man mich als faulen Spieler abstempeln will, kann man das aufgrund meiner Spielweise sicherlich tun.“ Er selbst sieht das nicht so: „Der große Unterschied zwischen Regionalliga und Zweiter Liga ist das Tempo. Daran muß ich mich gewöhnen.“ Sollte es einmal soweit sein, ist er sich sicher, dann hat er auch seinen Stammplatz in der Mannschaft. Denn: „Fußballerisch traue ich mir die Zweite Liga auf jeden Fall zu.“

Immerhin steht Trainer Gerhard Kleppinger zu seinem Mittelfeldspieler: „Tim wird heute von Anfang an spielen, und wenn er genug gelaufen ist, wird er ausgewechselt.“ Coach und Spieler kennen sich noch aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Darmstadt 98, wo Kleppinger Spielertrainer war. „Der hat sich bis heute nicht geändert“, charakterisiert Gutberlet seinen Übungsleiter, „er ist immer noch einer von der Mannschaft.“ Was an den Trainingsmethoden nichts ändert: „Die Vorbereitung war hart, aber ungerecht“, bekennt der Techniker, gequält lachend.

Und wie ist das nun mit der Anwartschaft auf den Titel Publikumsliebling? „Das kann ich wirklich nicht sagen“, gibt der 26jährige sich bescheiden, „aber wenn ich spiele wie eine Birne, kann ich mich auch tausend Stunden mit den Fans unterhalten und werde trotzdem kein Liebling.“ else