Nachgefragt
: Das Elektro-Ticket

■ Wie die BSAG alte Fahrscheine durch moderne Chipkarten ablösen will

Die Bremer Straßenbahn AG bricht bundesweit erstmalig ins elektronische Zeitalter auf. Das gute alte Ticket wird es in Zukunft nicht mehr geben – stattdessen nur noch Chipkarten. Welche Vorteile sich die BSAG von dem Schritt auf die Datenautobahn verspricht, aber auch wie das Unternehmen Risiken aus dem Weg gehen will, darüber sprach die taz mit dem BSAG-Leiter für Marktforschung, Rainer Counen .

taz: Die BSAG will in einem Pilotversuch den elektronischen Fahrschein einführen. Wie muß man sich dieses Zukunftsticket vorstellen?

Rainer Counen: Es gibt eine Chipkarte, die von den Banken und Sparkassen ausgegeben wird. Es gibt diese Chips aber auch auf den EC- oder Kundenkarten. Darauf kann man sich einen bestimmten Betrag laden und dann an Automaten bargeldlos bezahlen.

Das System funktioniert also wie bei den Telefonkarten.

Genau so muß man sich das vorstellen. Man steckt diesen Chip in den Automaten, wählt den Fahrschein, und dieser wird automatisch auf dem Chip gespeichert. Der Papierfahrschein fällt also weg.

Wie sicher sind diese Chips?

Es gibt ein zentrales Sicherheitsmodul. Das ist ein Chip, der im Auftrag des Zentralen Kreditausschusses der Bankenverbände und dem Verband öffentlicher Verkehrsunternehmen entwickelt wurde. Da gibt es Sicherheitsauflagen, ähnlich wie bei den Bankkarten.

Wie weit ist denn der Datenschutz gewährleistet, wenn sich dieser BSAG-Chip auf meiner EC-Karte befindet?

Der Chip selbst ist immer kontoungebunden. Auf der EC-Karte wäre dann der übliche Magnetstreifen und der Chip für die BSAG. Der Vorteil an der integrierten Karte ist, daß es bei den Banken Automaten geben wird, an denen man die BSAG-Chips direkt über das Konto aufladen kann. Ansonsten gibt es aber keine Verbindung zwischen Chip und Konto.

Wie weit ist man vor fehlerhaften Abbuchungen gefeit?

Sie können an den Terminals direkt ablesen, wieviel vorher gespeichert war und wieviel abgezogen wurde. Das ist genauso sicher, wie bei Bank-Automaten. Zudem ist der Betrag auf 400 Mark begrenzt.

Was kostet dieses Projekt?

Wir, die BSAG, bekommen das Projekt von den Partnern größtenteils finanziert. Das läuft über den Zentralen Kreditausschuß. Die Terminals werden von drei Geräteherstellern gestellt, die selbst ein Interesse daran haben, an diesem bundesweit erstmaligen Versuch teilzunehmen. Das Projekt läuft also als Kompensationsgeschäft.

Angenommen, der Versuch läuft erfolgreich. Welche Vorteile versprechen sie sich vom elektronischen Fahrschein?

Zunächst müßten wir nicht in allen Bussen und Bahnen umrüsten, auf die zweite Währung, den Euro. Das funktioniert dann automatisch. Dann wird der Verkauf von den Fahrern weg verlagert. Und die Druckkosten für die Fahrscheine fallen weg.

In welchem Zeitrahmen soll das neue System flächendeckend eingeführt sein?

Es wird mit Sicherheit eine Übergangszeit geben. Das Pilotprojekt soll bis zum kommenden Frühjahr dauern. Anschließend muß die Kundenakzeptanz ermittelt werden. Als realistisch für die flächendeckende Umsetzung erscheint mir das Jahr 2001. Fragen: Jens Tittmann