Chaos-Kotzen statt Chaostage

■ Polizei Bremen übt trotzdem am Sielwall den Ernstfall

Die Chaostage fallen in diesem Jahr offensichtlich ins Wasser. Nach taz-Informationen wollen die Organisatoren „der legalen Chaostage“ um Karl Nagel von der Anarchistischen Pogopartei Deutschland (APPD) lieber „den Wolfgangsee vollkotzen. Dazu veranstalten wir eine große Chaosparty an diesem Wochenende an Helmut Kohls Urlaubsdomizil.“ Dennoch könne man nicht davon sprechen, daß die Chaostage dieses Jahr nicht stattgefunden hätten. „Wir haben am vergangenen Wochenende mit etwa 100 Leuten in Hannover demonstriert“, so Nagel. Das bestätigt auch die Hannoveraner Polizei.

Trotzdem will man als Präven- tivmaßnahme die Punkszene verstärkt beobachten. Immerhin wurden bei einer ersten Punkerdemonstration 1982 schon zehn Polizisten verletzt. Ihren Höhepunkt erreichten die Chaostage jedoch 1995, als sich Punks und Polizei traditionell am ersten Augustwochenende vier Tage lang Straßenschlachten lieferten. Dabei wurden 440 Menschen verletzt. 1996 wurde die Stadt dann mit 6.000 Einsatzkräften hermetisch abgeriegelt.

Darum drohte das Treffen nach Bremen überzuschwappen. Und so wurde auch in der Hansestadt alles, was nach Punk aussah, schon am Bahnhof und auf den Zubringerstraßen zurückgeschickt. Für dieses Jahr rechnet man an der Weser aber nicht mit Problemen.

Dennoch glauben Insider der Bremer Punkszene, daß die hiesigen Behörden auf der Hut seien. Ein Vorfall vom vergangenen Wochenende beweise dies, heißt es. Insgesamt 19 Personen wurden an der Sielwallkreuzung von 18 Beamten mit neun Streifenwagen zur Wache Stadtmitte „vorgeführt“, so Polizeisprecher Karl-Heinz Frantzen. „Ein Anwohner hat sich über ein Trinkgelage beschwert. Wir haben von den stark alkoholisierten Personen dann die Personalien aufgenommen, einen Platzverweis für den Sielwall erteilt und die Leute wieder freigelassen.“

Die Versionen der Betroffenen, darunter die Studentin Ute Greiser, hören sich dagegen ganz anders an. „Wir saßen an der Kreuzung, als uns ein besoffener Anwohner angepöbelt hat. Da haben wir zum Spaß zurückgejubelt.“ Dann sei plötzlich die Polizei mit 20 Beamten gekommen, habe einen Kessel gebildet und alle Anwesenden abgeführt. „Die haben uns nicht einmal gesagt, warum. Dabei hätte die Polizei schon am Sielwall unsere Personalien aufnehmen können. Aber daß die gleich mit neun Streifenwagen angerückt sind, beweißt, daß die uns von vornherein festnehmen wollten.“ Jeti