Koexistenz von Studenten und Spionen

■ FU-Campus im früheren US-Hauptquartier scheitert nicht am BND

Eine Nutzung des ehemaligen US-Hauptquartiers als Campus der Freien Universität würde nicht am Bundesnachrichtendienst scheitern. Die BND-Außenstelle nutzt seit Mitte 1997 eines von neun Gebäuden am Rand des 18.000 qm großen Areal in Zehlendorf. „Wir haben keine Vorbehalte gegen eine Nutzung des Geländes durch die FU“, sagte gestern BND- Sprecher Michael Baumann. Für die Spionageabwehr entstünden dadurch auch keine Sicherheitsprobleme. Und auch die FU hätte keine Probleme mit dem ungewöhnlichen Nachbarn. Dennoch sind die Aussichten für eine Ansiedlung der FU auf dem bundeseigenen Gelände schlecht.

Nachdem Verhandlungen des Senats im vergangenen Jahr zu keinem Ergebnis führten, zog SPD- Fraktionschef Klaus Böger gestern „die Reißleine“. Die „einmalige historische Chance“, die FU zur Campus-Universität zu machen, dürfe nicht versäumt werden. Das parkartige Areal könnte zum Herzstück der Universität werden und die inneruniversitäre Kommunikation befruchten. Auch die US- Alliierten, die an der Gründung der FU maßgeblich beteiligt waren, hätten sich in einem Schreiben an den Bundeskanzler dafür ausgesprochen, das Gelände der Universität zu überlassen. Die FU hat nach wie vor großes Interesse, die auf viele Villen verteilten Institute dort unterzubringen.

Aus Sicht der Bundesvermögensabteilung, die für das Bundesfinanzministerium das bundeseigene Gelände verwaltet, scheitert das Vorhaben aber einzig und allein an den fehlenden Finanzen des Landes Berlin. „Wir waren aufgeschlossen für die Wünsche der FU“, erklärte der Pressereferent der Bundesvermögensabteilung, Helmut John. Die Senatsfinanzverwaltung habe aber nie den Kauf der Gebäude oder einen Tausch des Geländes in Aussicht gestellt. Der Kaufpreis für die acht Gebäude und das Areal wird auf 100 Millionen Mark geschätzt. Die Sanierung dürfte weitere 12 bis 16 Millionen kosten. Die Bundesvermögensabteilung sei letztlich „gezwungen gewesen“, eine Nutzung durch Bundeseinrichtungen zu realisieren. Ab dem Jahr 2003 sollen dem Kanzleramt nachgeordnete Forschungsinstitute dort unterkommen. Böger hoffte gestern, „daß die neue Bundesregierung die Kraft findet, die Entscheidung zu revidieren“. Das Finanzproblem ist damit allerdings noch nicht gelöst. Dorothee Winden