In Kambodscha droht Neuauflage der alten Koalition

■ Hun Sen will mit seinem alten Gegner Prinz Ranariddh weiterregieren. Der Prinz will die Wahl aber nicht anerkennen, dennoch soll er sich zu Koalitionsgesprächen bereit erklärt haben

Phnom Penh (taz) – Obwohl das Ergebnis der Wahlen vom vergangenen Sonntag noch nicht feststeht, hat Kambodschas langjähriger Premier Hun Sen bereits erklärt, er werde auf jeden Fall weiterregieren. Vorläufige Zahlen der Wahlbeobachtergruppe Comfrel zeigen, daß Hun Sens Volkspartei (CPP) mit einem komfortablen Vorsprung gegenüber der Funcinpec-Partei des im Juli 1997 aus der Regierung geputschten Prinzen Norodom Ranariddh rechnen kann. Mit erwarteten 59 von 122 Sitzen wird die CPP jedoch nicht allein die Regierung bilden. Nach der Verfassung ist eine Zweidrittelmehrheit nötig. Die böse Ironie: Hun Sen hat der größten Oppositionspartei die Koalition angeboten – der Funcinpec unter Prinz Ranariddh, die 45 Mandate erzielt. Nachdem sich die beiden seit 1993 fast vier Jahre lang das Amt des Ministerpräsidenten geteilt hatten, vertrieb Hun Sen den Prinzen im Juli 1997 durch einen Putsch.

Sollte der Prinz die Koalition ausschlagen, will Hun Sen die Verfassung ändern, um mit einfacher Mehrheit regieren zu können. Bislang wollen der Prinz und Exfinanzminister Sam Rainsy, dessen Partei auf 18 Sitze kommt, das Ergebnis der Wahlen wegen Einschüchterung und Betrug nicht anerkennen. Sie haben angekündigt, das Parlament zu boykottieren, das im September zusammentritt. Dennoch soll der Prinz zu Koalitionsverhandlungen bereit sein, heißt es in Phnom Penh.

Hun Sen reiste gestern zu König Sihanouk in die Stadt Siem Reap, um sich den Segen für eine neue Amtszeit zu erbitten. Comfrel- Vertreter sind allerdings besorgt über Berichte, daß zahlreiche Anhänger der Opposition nach den Wahlen von CPP-Anhängern bedroht worden seien. Jutta Lietsch