An die Lieben daheim

Auch unser grüner Senator Willfried Maier schreibt Urlaubspostkarten. Abgefangen  ■ von Silke Mertins

Das Wetter ist nicht schlecht. Die wenigen verbliebenen Haare unseres grünen Stadtentwicklungssenators Willfried Maier wehen flaumig im Wind. Für seine „Tour de Pfalz“ ist der 56jährige gut gerüstet. Die Radler-Hose mit Gel-Einlage schützt ihn vor wundgescheuerten Körperteilen. Er pfeift ein fröhlich Liedchen.

Doch plötzlich wirft seine sozialistisch gestählte Denkerstirn Falten. Die Hamburger Politik kommt ihm in den Sinn. „Stör mich jetzt nicht beim Nachdenken“, sagt er zu seiner Lebensgefährtin Eva Hubert, die gar nichts gesagt hatte. Jetzt ist man also Senator und soll trotzdem dauernd auf die Bezirke, diese kommunalen Unruheherde, Rücksicht nehmen. Und wenn man nichts sagt, wird man auch noch als „Schweiger“ tituliert. Also, so geht das nicht.

Wenn man den Überblick hat, weiß man manche Dinge einfach besser. Zum Beispiel, daß man den Elbhang in Blankeneser Treppenviertel nicht zusätzlich bebauen sollte. Oder wie man in St. Georg vorgehen muß. Aber ständig kommen irgendwelche pfurzigen Bedenkenträger. Das ist ja schlimmer als die eigene Partei.

Willi will ein Päuschen machen. Zum Mittagessen genehmigt er sich eine halbe Flasche Mineralwasser. Er holt die Postkarte raus, die er eigentlich an Senatskollegin Krista Sager (GAL) schicken wollte. Aber ihm war nichts eingefallen. Nach kurzer Prüfung widmet er die Karte um.

„Lieber, verehrter Dr. Mirow“, schreibt er an seinen Amtsvorgänger, den jetzigen Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD). „Sie haben sich hoffentlich gut erholt auf Rügen? Ich wollte Sie, falls es Ihre knappe Zeit erlaubt, um einen Termin bitten. Ich habe mir nämlich beim Radfahren hier in der schönen Pfalz – Saumagen ist übrigens lecker - überlegt, daß mit der Basisdemokratie doch noch einiges nachzubessern wäre. Meiner Einschätzung nach können die Bezirke doch manches nicht so entscheiden, wie es für unsere schöne Stadt gut wäre. Vielleicht sollte man die kommunalen Strukturen mancherorts doch etwas einschränken? Was meinen Sie? Ihr Willi.“