Vulkan könnte ein Autohafen werden

■ Koreas Daewoo-Konzern interessiert sich für PKW-Umschlag auf dem ehemaligen Vulkan-Werftgelände und scheut die Presse

Der „große Chairman“ Kim ist am vergangenen Mittwoch über Bremen geflogen. Und auch seinen Fuß setzte der oberste Chef des südkoranischen Daewoo-Konzerns in die Stadt. Sein Ziel: das Gelände der ehemaligen Vulkan-Werft in Vegesack. Aber obwohl Daewoo einer der größten Schiffbauer der Welt ist, wollen die Asiaten keineswegs die Werft wiederbeleben. Sie haben das Wassergrundstück als möglichen Standort für ihre Auto-Aktivitäten in Westeuropa ins Visier genommen.

Der Konkurrent um den Umschlag von bis zu 120.000 Importautos ist dem Vernehmen nach der belgische Hafen Antwerpen. Es geht um mehrere hundert Arbeitsplätze. Eventuell auch mehr, falls Daewoo, das mehr als 70 Milliarden US-Dollar pro Jahr umsetzt, irgendwann seine Deutschland-Zentrale aus Wiesbaden mit dem Haupt-Distributionsplatz vereinigen sollte. Bei Daewoo-Deutschland will man zu den Plänen, die in Bremen durchgesickert sind, keine Stellung nehmen.

Außer „very nice, very interesting“ habe Mr. Kim, der sein Mischkonzern-Imperium im Stile eines Patriarchen zu führen pflegt, nicht viel zum Vulkan-Gelände gesagt, berichtet einer, der dabei war. Der Besuch des Konzern-Chefs beweise jedoch, daß Bremen noch im Rennen sei. Häfensenator Uwe Beckmeyer (SPD), in dessen senatorischen Hoheitsbereich die Außenwirtschaftsförderung fällt, war jüngst in Korea und soll auch in die Nähe des abgeschotteten Daewoo-Chefs vorgestoßen sein und für Bremen geworben haben.

Zuvor hatte Bremen den wie alle asiatischen Autobauer auf Halden von Exportautos sitzenden Koreanern zwei Gelände angeboten: Die ehemalige Carl-Schurz-Kaserne nahe dem Bremerhavener Auto-Terminal, wo Daewoo schon heute 20.000 Fahrzeuge jährlich nach Deutschland einführt, und eben das Vulkan-Areal. Nach zwei Sondierungsbesuchen verwarfen die Asiaten Bremerhaven. Wie zu hören war, wollen sie den Terminal in Eigenregie betreiben. Außerdem sind die Kapazitäten für den Autoumschlag in Bremerhaven fast ausgeschöpft. Kurzfristig verlangten die Koraner dann ein Angebot für das Vulkan-Gelände.

In diese Zeit, Ende Mai, fielen die ersten Zeitungsberichte über die Vulkan-Pläne und über den Ärger der Bremerhavener, die sich ausgebootet fühlten. Soviel Öffentlichkeit schmeckte den Asiaten nicht, und so machten die Auto-Manager von Wiesbaden aus Druck auf die Außenwirtschaftsförderer von Bremen Business International (BBI), die Sache unter dem Deckel zu halten. Diese warben bei der Presse um Zurückhaltung, um Geschäft und Arbeitsplätze nicht zu gefährden. Aber die Nachricht vom Besuch Kims wurde dennoch publiziert.

Ob sich Daewoo darum nun zurückzieht, ist unklar, zumal der Konzern sich bisher nicht äußert. Falls die Koreaner tatsächlich kommen, wollen sie in asiatischer Geschwindigkeit schon in wenigen Monaten die ersten Car-Carrier die Weser hinauffahren lassen. Wie es hieß, beanspruchten sie den Großteil des Vulkan-Geländes, um dort von anderen Investoren Hochgaragen bauen zu lassen, die der Konzern dann mieten könnte. Das dürfte den Umzug für jene Firmen bedeuten, die nach der Vulkan-Pleite auf dem Gelände aktiv sind.

Joachim Fahrun