■ Ausbildungsplatz verzweifelt gesucht?
: „Es gab Lehrstellen in Hülle und Fülle“

Bärbel Patelscheck, 61 Jahre, Rentnerin

Ich habe Fleischerfachverkäuferin gelernt, 1952. Das wollte ich immer werden. Meine Eltern hatten ein Geschäft, da bin ich eingestiegen. Indirekt arbeite ich noch heute in dem Beruf: Ich bilde Lehrlinge bei der Fleischerfachschule Berlin aus und bin in der Prüfungskommission. Die letzten Ergebnisse waren sehr schlecht. Die Anforderungen sind höher geworden. Und das Bildungsniveau sinkt.

Gerhard Rudolff, 68 Jahre, Rentner

Von Mai 1945 bis 1948 habe ich Elektroinstallateur gelernt. Es gab nichts Besseres damals: Handwerker wurden gesucht, Berlin war kaputt. Es hat mir trotzdem Spaß gemacht. In unserer Firma in Hohenschönhausen haben wir auch Lehrlinge aus Westberlin übernommen. Heute ist es schlecht für die jungen Leute. Deswegen prügeln sie sich rum oder schließen sich der rechten Szene an.

Karin Wegener, 50 Jahre, selbständig

Nach der Schule habe ich gleich Obst- und Gemüseverkäuferin gelernt. Daß das mein Wunschberuf war, kann ich nicht sagen. Aber ich habe es zu Ende gelernt. Das war 1962. Jetzt verkaufe ich Blumen. Das ist nicht ganz so fremd: Ich verkaufe auch was Frisches an die Leute. Und ich bin selbständig. Mit meinem „ambulanten Blumenhandel“ stehe ich auf dem Markt am Mehringplatz seit 1976.

Peter Bennek, 51 Jahre, Maler

Zu meiner Zeit, in den 60er Jahren, gab es Lehrstellen in Hülle und Fülle. Ich wollte eigentlich Gärtner werden oder was Kaufmännisches machen. Aber ich bin Maler geworden: Der Malermeister war so hinter mir her. Drei Jahre lang war ich der einzige Lehrling. Ich bin dann auch übernommen worden und geblieben bis zur Bundeswehr. Im ersten Lehrjahr gab es gerade mal 45 Mark.

Helga Pasker, 70 Jahre, Rentnerin

1942 bin ich aus der Schule gegangen. Ich habe erst Kinderpflegerin gelernt und später Erzieherin. 1946 habe ich Arbeit in einem Kindergarten bekommen. Es war einfach, eine Stelle zu finden. Neulich habe ich gelesen, daß die Polizei nur noch Leute mit Abitur nimmt. Neben meiner Wohnung ist eine Hauptschule, und ich frage mich: Was machen die, wenn sie fertig sind? Straßen schippen?

Karin Priebe, 54 Jahre, Angestellte

Ich komme aus der ehemaligen DDR und habe immer gearbeitet. Bei uns war das kein Problem, nur für bestimmte Berufe mußte man die zehnte Klasse haben. Es wurde eben mehr gearbeitet als gelernt. Bei der Erwachsenenqualifizierung habe ich 1964 Werkzeugmacherin gelernt, später Kaufmann. Heute ist es schwer, was zu finden. Das weiß ich gut, weil ich zur Zeit bei der Berufsberatung arbeite.

Umfrage: Susanne Sitzler

Fotos: Elke Fieger