■ Kommentar: Notwendige Planung
Wieder einmal steht die Regierungspolitik wie der Ochs vorm Berg. Es gibt zu wenig Lehrstellen! Über 3.000 Ausbildungsbildungsplätze fehlen Ende dieses Jahres. Ja, wer hätte das gedacht? Mit Verlaub: Daß es so kommen würde, war vor Jahren bereits absehbar. Denn eine Ursache der gegenwärtigen Lehrstellenmisere ist die wachsende Zahl derjenigen, die die Schulen verlassen. Statistiken, die nicht erst gestern erfunden wurden, gaben bereits zu Beginn der 90er Jahre Auskunft darüber. Man hätte sie vorausschauend zu Rate ziehen, man hätte sie ernst nehmen können. Ähnlich verhält es sich mit den Prognosen zur Konjunktur, der zweiten Ursache der Ausbildungskrise. Seit dem Fall der Mauer verliert die Berliner Wirtschaft massiv Arbeitsplätze. Angesichts dieser Entwicklung war ganz und gar nicht zu erwarten, daß die zunehmende Nachfrage von potentiellen Auszubildenden auf ein ausreichendes Stellenangebot der Betriebe treffen würde. Daß der Zusammenhang ignoriert wurde, läßt sich nur mit einem fast schon krankhaften Vertrauen in die rosarote Zukunft erklären, die Berlin angeblich bevorstand, bislang aber noch nicht eingetreten ist.
Nun ist hektische Aktivität ausgebrochen. Das duale Ausbildungsystem wird durch Tausende staatlich geförderter Lehrlingsstellen ergänzt. Mit Dutzenden Millionen Mark ködert die Arbeitsenatorin ausbildungswillige Firmen. Diese Maßnahmen können den Schaden jetzt nur noch begrenzen. Früher begonnen jedoch hätten sie die Lehrstellenlücke geschlossen. Ohne eine gewisse Planung funktioniert eben auch die soziale Marktwirtschaft nicht. Hannes Koch Seite 25
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