Rolls-Royce-Chef steigt aus

■ Briten fürchten nach dem Kompromiß zwischen VW und BMW um den Bestand von Rolls-Royce und Bentley – Minus beim Verkauf

London/Berlin (AP/taz) – Wenige Tage nach dem Kompromiß zwischen VW und BMW über Rolls-Royce hat der Chef der britischen Luxusmarke, Graham Morris, persönliche Konsequenzen gezogen. Am Freitag ist er zurückgetreten. Als Grund nannte er, daß Rolls-Royce-Autos in absehbarer Zeit nicht mehr im Stammwerk in Crewe gebaut werden. BMW-Chef Bernd Pischetsrieder nannte die Einigung mit VW dagegen einen guten Kompromiß.

BMW und VW hatten sich Anfang dieser Woche darauf verständigt, daß BMW in fünf Jahren die Markenführung von Rolls-Royce übernimmt und dann ein neues Werk in München aufbauen will. Bis dahin darf die Volkswagen AG, die die Nobelmarke kürzlich für 1,4 Milliarden Mark gekauft hatte, den Namen für die Autos aus Crewe behalten. Anschließend bleibt den Wolfsburgern nur die Schwestermarke Bentley. Im Gegenzug beliefert BMW Rolls- Royce weiter mit Motoren. Mit seinem Rücktritt bekräftigte Morris, was er schon während der Verhandlungen mit den deutschen Autobauern gesagt hatte. Die beiden Marken dürften nicht getrennt werden, weil sie einzeln nicht überlebensfähig seien.

Auch Pischetsrieder zeigte sich vorsichtig. Tatsächlich sei mit einem baldigen Ende des Autobooms zu rechnen, sagte er. Spätestens im Jahr 2000 werde die amerikanische Automobilindustrie in die Krise geraten. Gerüchte, wonach VW das Familienunternehmen BMW langfristig übernehmen könnte, wehrte er ab. Sein Unternehmen habe sich an solche Meldungen gewöhnt, „wir sind dabei nur stärker geworden“.