18jähriger fuhr Flüchtlinge in den Tod

■ Junger Tscheche war Fahrer des Kleinlasters, bei dem 27 Kosovo- Albaner und Jugoslawen im Heck saßen. In Schirnding Schleuserring aufgedeckt

Berlin (taz/dpa) – Ein junger tschechischer Staatsbürger soll am Steuer des Kleinlasters voller Flüchtlinge gewesen sein, in dem am Donnerstag sieben Menschen starben. Die Polizei habe den 18jährigen nahe des Unfallortes im sächsischen Weißenborn aufgegriffen, sagte ein Sprecher der taz. Er habe in einer ersten Vernehmung gestanden, den Mercedes- Transporter gefahren zu haben. Die Polizei hat den jungen Mann an den Bundesgrenzschutz (BGS) übergeben, der wegen Einschleusung von Flüchtlingen ermittelt.

In dem Kleinlaster waren im Heck 27 Menschen eingepfercht. Sitze und Gurte fehlten in dem Fahrzeug, das für acht Mitfahrer zugelassen ist. Es soll sich dabei vorwiegend um 30- bis 40jährige Kosovo-Albaner und Jugoslawen handeln, sagte der Sprecher. Weil der Wagen durchhing und die Rückscheiben mit dunkler Folie verklebt waren, versuchten BGS- Beamte das Fahrzeug zu stoppen. Der junge Fahrer geriet offenbar in Panik. Ein BGSler habe zur Seite springen müssen. Seine Kollegen nahm die Verfolgung auf – sie endete eineinhalb Kilometer später in der Ortschaft Weißenborn an einem Baum.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Marek H. wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung. Wegen eines „gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr“ erwarten ihn bis zu zehn Jahre Haft. Die Polizei begründete ihren Verdacht auf Einschleusung damit, daß nach dem schweren Unfall zahlreiche Anrufe bei ihr eingegangen seien, bei denen nach konkreten Namen von Mitfahrern gefragt wurde. Der BGS gab gestern keine Stellungnahme zur ersten Vernehmung des 18jährigen ab. Schleuser wie Marek H. verdienten für ein Flüchtlings-Fahrt in der Regel 400 Mark, hieß es.

Unterdessen wurde laut Polizeiangaben im bayerischen Schirnding ein internationaler Schleuserring ausgehoben. Innerhalb von vier Monaten habe er 1.000 Menschen illegal über die bayerisch- tschechische Grenze gebracht. Zu der Gruppe hätten Tschechen, Deutsche und Albaner gehört, sie sei bis zur „Führungsebene“ aufgedeckt worden, erklärten die Grenzpolizei. Sie habe der Gruppe 33 einzelne Schleuseraktionen, zumeist von Afghanen und Kosova, nachgewiesen. Gegen 21 Mitglieder des Rings wurden Haftbefehle erlassen. Die Flüchtlinge hätten pro Person rund 5.400 Mark bezahlt. cif