Hamburgs Brücken, Teil 2: Die Köhlbrandbrücke im Hamburger Freihafen

2427 Brücken gibt es in Hamburg – mehr als in Venedig. Eines der Prachtstücke ist die Köhlbrandbrücke: In einem eleganten Bogen bindet sie den Freihafen an die Autobahn A 7 bei Waltershof an und bietet einen phantastischen Blick über den Hamburger Hafen. 1975, ein Jahr nach seiner Fertigstellung, wurde das von dem Architekten Egon Jux entworfene Bauwerk zur „schönsten Brücke Europas“ gekürt. Bedauerlicherweise kann man das Panorama nur vom Auto aus bewundern. Wahrscheinlich sollen KritikerInnen nicht in aller Ruhe betrachten können, wieviel „Luft“ der Hamburger Hafen noch hat; daß bei sparsamem Umgang mit der knappen städtischen Fläche eine Hafenerweiterung im direkt südlich anschließenden Altenwerder gar nicht nötig sein, war eines der zentralen Argumente der GAL.

Lediglich zur Eröffnung der Brücke im Jahre 1974 war die Köhlbrandbrücke drei Tage lang den FußgängerInnen vorbehalten. Und die Menschen kamen in Scharen: 600.000 genossen die Aussicht von der 58 Meter hohen und fast vier Kilometer langen Brücke. Die 100.000 „Erinnerungsmedaillen“ waren im Nu vergriffen.

1,8 Millionen Arbeitsstunden, 81.000 Kubikmeter Beton und 6400 Tonnen Stahlbeton waren nötig, bevor der damalige Bundespräsident Walter Scheel sie einweihen konnte. Die Köhlbrandbrücke ersetzte die Fähren, die seit 1912 Autos und Eisenbahnwaggons übersetzten und den Bedarf nicht mehr decken konnten. Die Fähren wurden nach Kuwait verkauft.

Die vor 24 Jahren als Jahrhundertbauwerk gefeierte Brücke bereitete jedoch nicht nur Freude. Der Stadtteil Neuhof, wo rund 700 Familien in preisgünstigen Wohnungen lebten, stand dem Bau im Weg und wurde plattgemacht. Außerdem waren nach nur wenigen Jahren viele der Stahlseile so verrostet, daß sie mit Millionenaufwand ersetzt werden mußten. Unschön auch, daß die Brücke ungeachtet ihrer lichten Höhe gern mal gerammt wird. Zuletzt von dem Schwimmkran „Rotterdam“ im Februar diesen Jahres. Die Reparaturarbeiten legten den Verkehr fast zwei Wochen lang lahm.

sim / Foto: Henning Scholz

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