González in der Bütt

■ Spaniens Ex-Regierungschef verteidigt seine alten Untergebenen im GAL-Prozeß

Madrid (taz) – Der ehemalige spanische Regierungschef Felipe Gonzáles machte große Worte: Falls seine beiden ehemaligen Untergebenen, Ex-Innenminister José Barrionuevo und Staatssekretär Rafael Vera, im Prozeß um den schmutzigen Krieg der Antiterroristischen Befreiungsgruppen (GAL) verurteilt würden, so Gonzáles, werde er selbstverständlich die Verantwortung für alles übernehmen. Wie er das meinte, darauf wäre keiner gekommen.

Vergangenen Freitag nachmittag präsentierte sich der Jurist bei der Anwaltskammer in Madrid und ließ sich als Strafverteidiger aufnehmen. Der Arbeitsrechtler, der die Anwaltsrobe 1976 an den Nagel gehängt hatte, um sich ganz der Politik zu widmen, wird fortan höchstpersönlich die beiden „treuen Staatsdiener“ vertreten. Als erstes wird der alt-neue Anwalt noch diesen Monat Berufung beim Verfassungsgericht gegen den Spruch des Obersten Gerichtshofes einlegen, der Barrionuevo und Vera zu jeweils zehn Jahren wegen Entführung des baskischen Unternehmers Segundo Marey 1983 und „Veruntreuung öffentlicher Gelder“ verurteilt hat. „Wer die Verhöre verfolgt hat, der weiß, daß das Urteil mit dem Verfahren nur wenig zu tun hat“, sagt González. Er ist sich sicher, daß die Beweise gegen seine beiden Mandanten vor den Verfassungsrichtern nicht standhalten werden.

Für González ist das gesamte Verfahren gegen Barrioneuvo und Vera die Folge eines politischen Manövers seines Amtsnachfolgers, des Konservativen José Maria Aznar, um die Sozialisten ein für allemal auszuschalten. Mit den GAL, die insgesamt 28 Menschen tötete, will González mit seiner Regierung nichts zu tun gehabt haben, obwohl alle Ermittlungsverfahren anderes belegen. Reiner Wandler