Komponist Alfred Schnittke gestorben

Der seit 1990 abwechselnd in Hamburg und Moskau lebende russische Komponist Alfred Schnittke ist gestern im Alter von 63 Jahren gestorben. Der bedeutende Gegenwartskomponist erlag in einer Hamburger Klinik einer Reihe von Schlaganfällen.

„Polystilistisch“ nannte Schnittke selbst sein Werk, das verschiedene Klangelemente unterschiedlicher Epochen verknüpft. Einschneidend für seine künstlerische Enwicklung war 1963 die Begegnung mit dem italienischen Komponisten Luigi Nono in Moskau; verbunden sah sich Schnittke auch mit György Ligeti, Karlheinz Stockhausen und Henry Pousseur. Als Sohn einer Wolgadeutschen und eines nach Rußland emigrierten Frankfurter Juden war Schnittkes Schaffen durch die unterschiedlichen kulturellen und geistigen Strömungen Europas geprägt. Komplexe Zwölftonreihen reflektieren in seiner dritten Symphonie den Weg deutscher Musik von Bach bis heute, in der vierten Symphonie verabeitete er Themenmaterial aus jüdischen, russisch-orthodoxen und christlichen Gesängen. Seine neunte Symphonie, die im Juni in Moskau uraufgeführt wurde, wird im kommenden Februar in Hamburg gespielt. In der Hansestadt war 1995 Schnittkes Faust uraufgeführt worden, 1989 choreographierte John Neumeier die Uraufführung von Peer Gynt.

Schnittke, der in Folge eines Schlaganfalls bereits seit 1994 halbseitig gelähmt war, komponierte bis zu seinem Tode u. a. auch 60 Filmmusiken. lno/ck