Blümchen Goes Amerika - und Edel an die Börse

Ein seltsamer Gemischtwarenladen, diese Plattenfirma: Einerseits verfügt Edel über einen exquisiten Backkatalog historischer Aufnahmen, andererseits hat das Hamburger Unternehmen erste Sahne Euro-Trash in seinem Programm. Schönes und Schrott geht bei den Herrschaften von Edel gut zusammen. Scooter, Aaron Carter, Blümchen – das sind die Namen, mit denen das Label zu Geld gekommen ist. Immerhin kann es sich regelmäßig mit Rough Trade um den Titel „Giganten unter den Indies“ streiten.

Jetzt will der Vorstandsvorsitzende und Alleingesellschafter Michael Haentjes seine günstige Stellung auf dem Markt noch ausbauen: Für sein kommerzielles Riesenbaby plant er den Gang an die Börse – somit wäre Edel in Deutschland die erste Plattenfirma, die diesen Schritt wagt. Der Zeitpunkt ist gut gewählt, schließlich konnten im Geschäftsjahr 1997 erneut zweistellige Wachstumsraten erzielt werden. Und auch die Mitarbeiterzahl steigt rapide: Standen 1996 noch 384 Personen bei Edel in Lohn und Brot, so waren es im letzten Jahr schon 446. Nimmt man jetzt noch die Tatsache hinzu, daß das Unternehmen über eine eigene CD-Fabrikation verfügt (Jahreskapazität: rund 55 Millionen), kann ja nur alles gut werden.

Eines allerdings stimmt uns schon sehr nachdenklich: In Zukunft, so die Presseverlautbarung aus dem Hause Edel zum geplanten Börsengang, wolle man noch stärker auf internationale Präsenz setzen. Heißt das etwa: Blümchenjetzt auch in Amerika? cbu