Seit gestern stehen alle Maschinen still

■ Unbefristeter Streik bei Weyburn-Bartel: Firmenchefs klettern über Barrikaden

Bei Weyburn-Bartel stehen seit gestern früh die Maschinen still: Fast alle 85 Mitarbeiter des Maschinenbauers haben für einen unbefristeten Streik die Arbeit niedergelegt. Die Beschäftigten des Nockenwellenherstellers in Rellingen wollen so zweijährige Qualifizierungsmaßnahmen für die Zeit nach der geplanten Schließung des Werks durchsetzen. Die Weyburn-Bartel GmbH, die Nockenwellen für Auto- und Schiffsmotoren herstellt, gehört zum amerikanisch-britischen Konzern Federal Mogul/T & N. Trotz der guten Auftragslage soll das Werk Ende 1999 geschlossen und nach England verlagert werden.

Der Streikbeginn ist gut vorbereitet. Zwei Wohnmobile wurden zu Streiklokalen umfunktioniert. Container blockieren die Zufahrt zum Werk. Die Tore sind verbarrikadiert. Als gestern morgen Firmenchef Max Owen und T & N-Konzernboß Friedel Martiny auftauchen, klettern sie über die Barrikade, als sei das ganz normal. Am Streik nehmen fast alle Beschäftigten teil. Nur vier Angestellte begehen Streikbruch. Drei Mitarbeiterinnen aus der Lohnbuchhaltung werden überdies vom Ausstand ausgenommen, weil die Juli-Löhne noch ausstehen.

Der Konflikt zwischen Gewerkschaften, Belegschaft und Geschäftsführung schwelt seit Bekanntwerden der Schließung Anfang Juni. Von Beginn an setzte sich die IG Metall dafür ein, daß die Mitarbeiter über Beschäftigungsgesellschaften weiterqualifiziert werden sollen. Dies soll per Haustarif vertraglich geregelt werden. Die Geschäftsführung machte zunächst mündliche Zugeständnisse, wollte später aber nichts mehr von den Zusagen wissen. Nach diesem Wortbruch griffen die Mitarbeiter mit Unterstützung der IG Metall zum schärfsten Mittel, dem Erzwingungsstreik, mit dem nun erstmals in der Geschichte der Metallindustrie ein „Haustarifvertrag Qualifizierung“ erstritten werden soll. Kai von Appen