Das Kopftuch als religiöses Gebot

■ Bremer Muslime unterstützen süddeutsche Referendarin

„Das Tragen des Kopftuchs für eine muslimische Frau ist ein koranisches Gebot.“ Mit diesem theologischen Diktum nahmen gestern 30 muslimische Institutionen im Land Bremen Stellung zum Kopftuchstreit, der seit drei Wochen die deutsche Öffentlichkeit bewegt. Am 13. Juli hatte Baden-Württembergs Kultusministerin Annette Schavan (CDU) den Beschluß ihrer Behörde bestätigt, daß die afghanische Referendarin Fereshta Ludin nicht in den Schuldienst übernommen werde, weil sie auch im Unterricht nicht auf ihr Kopftuch verzichten will.

Unter Federführung von Mehmet Kilinc, dem Vorsitzenden des Zentralinstituts Islam-Archiv-Deutschland, betonten die dreißig Bremer Einrichtungen nun, daß das Tragen des Kopftuchs zur muslimischen Frauen-Pflicht gehöre. Die baden-württembergische Kultusministerin vertrat dagegen die Ansicht, das Kopftuch sei ein „Zeichen politischer Überzeugung“.

Die Bremer Bildungsbehörde habe dazu „noch keine Auffassung“ so gestern der zuständige Referent für interkulturelle Angelegenheiten Werner Willker. Bei „den paar Lehrern, die in diesen Jahren eingestellt werden“, habe sich das Problem einfach nicht gestellt. Ob das Kopftuch ein Zeichen politischer Abgrenzung sei, „darüber sollen sich die Fachleute streiten“, so Willker – er sehe hier kein Konfliktfeld in Bremen: „Die Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut Islam-Archiv war im Schulbereich immer sehr positiv.“

Dies sieht auch dessen Instituts-Vorsitzende Kilinc so, der davon ausgeht, daß die Bremer Muslime „zumindest in solch eine Diskussion miteinbezogen würden.“ Als kürzlich in Bremen Nord die Lehrerschaft an der Gesamtschule den Schülerinnen das Kopftuchtragen verboten hätte, habe man sich in die Diskussion eingeschaltet und gemeinsam mit den Eltern den Lehrer verständlich machen können: es handle sich hier nicht – wie beispielsweise das Tragen von Emblemen der Grauen Wölfe – um Zeichen der Ausgrenzung. Der Lehrer hätten ihren Beschluß daraufhin zurückgenommen.

Auch in Bremens Parteien scheint das Thema noch nicht ausdiskutiert. Bei den Grünen, so gestern Helga Trüpel, diskutiere man das Thema sehr kontrovers unter der Fragestellung, was hier Vorrang habe, die Gleichberechtigung der Geschlechter oder das individuelle Recht der einzelnen Lehrerin auf ihr Kopftuch im Unterricht. Man plane dazu im Herbst eine öffentliche Veranstaltung mit Teilnahme von Experten. ritz