Die im Maisfeld irren

Vier Landwirte haben in Maisfeldern in Berlin und im Umland Freizeitlabyrinthe angelegt. Zielgruppe sind vor allem Kinder, denen die Natur vor Augen geführt werden soll  ■ Von Vanessa Erhard

Gelbe Schilder weisen den Weg von der Landstraße zu einem Holzwagen am Rande eines großen Maisfeldes. Noch kann man sich nicht verlaufen. Das wird sich bald ändern, denn der Wagen steht am Eingang eines riesigen Labyrinths. Etwa fünf Kilometer Wege wurden als Irrgarten in das 20.000 Quadratmeter große Maisfeld am Berliner Stadtrand eingeschnitten.

Das Feld ist eines von acht in ganz Deutschland. Nach einem erfolgreichen Pilotversuch im vergangenen Sommer in Niederbayern haben vier Landwirte deutschlandweit Freizeitlabyrinthe organisiert. Angeregt durch einen Beitrag in einer amerikanischen landwirtschaftlichen Fachzeitschrift, pflügten sie anderthalb Meter breite Irrwege in ihre Maisfelder. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Allein am ersten Wochenende Ende Juli irrten über 5.000 Besucher durch den Mais.

Um den Spaß der Besucher zu vergrößern, gibt es ein Stempelsuchspiel und einen Naturlehrpfad. Innerhalb des Labyrinths befinden sich zwölf Stempelstationen. Mindestens sechs Stempel müssen die Teilnehmer finden und auf ihre Eintrittskarte drücken. Außerdem sind sechs Schautafeln ausfindig zu machen und die dort abgebildeten heimischen Pflanzen zu erkennen. „Wir wollen den Großstädtern in erster Linie die Natur vor Augen führen“, erklärt Eugen Schwab von der Gollwitzer Landwirte GmbH, der Organisator der beiden Berliner Labyrinthe. „Viele Stadtkinder kennen ja nicht einmal mehr die heimischen Pflanzen.“ Deshalb haben die Landwirte am Eingang des Labyrinths auch alle wichtigen Pflanzen ausgestellt. Die Kinder können hier den Unterschied zwischen Wildem Wein und Hopfen, zwischen Salbei und Rosmarin lernen. Wer seine Eintrittskarte, richtig ausgefüllt, am Ausgang abgibt, nimmt an einer Verlosung teil. Der Gewinner wird ins Euro-Disneyland nach Paris eingeladen.

David Lippert und Jan Poppe, 11 und 13 Jahre alt, sind mit ihren Müttern gekommen. Die beiden sind gut organisiert. „Ihr geht da lang, wir hier!“ ruft Jan den Müttern zu und weist ihnen den Weg durch die zwei Meter hohen Maispflanzen. Etwas leiser befiehlt er seinem Freund David: „Immer rechts halten!“ Die Besucher entwickeln unterschiedliche Methoden, um sich erfolgreich den Weg durch den Irrgarten zu bahnen, erzählt Eugen Schwab. Zurufe, Handys, Schnüre und Zeichnungen gehören zu den beliebtesten Trickmitteln. Trotzdem brauchen die Teilnehmer zwischen 45 Minuten und 3 Stunden, bis sie ihre Eintrittskarte vervollständigt und den Ausgang des Labyrinths gefunden haben. Doch dann sind sie meist so glücklich abgekämpft wie der zehnjährige Paul Krause und seine Mutter. „Wir haben alles gefunden!“ tönt er stolz und hält seine ausgefüllte Eintrittskarte triumphierend in die Luft.

Noch bis zum 23. August sind die Maisfelder für die Öffentlichkeit zugänglich. Dann wird der Mais geerntet und seiner Bestimmung als Viehfutter zugeführt. Die Berliner Labyrinthe liegen im Süden bei Diedersdorf und im Nordosten hinter Ahrensfelde. Geöffnet sind sie täglich von 10 bis 20 Uhr, der Eintritt kostet für Kinder 6,50 Mark, für Erwachsene 8,50 Mark.