Leichter Kurswechsel bei der PDS

■ Nach einer Umfrage, bei der die PDS im Rennen um Direktmandate nur in zwei Wahlkreisen in Führung liegt, korrigiert die PDS ihre Wahlkampfstrategie. Pau, Luft und Müller im Rückstand

Die PDS geht mit einer leichten Kurskorrektur in die heiße Wahlkampfphase. Nachdem eine Studie im Auftrag der PDS ergab, daß die Partei im Rennen um die entscheidenden Direktmandate derzeit nur in zwei der fünf Ostberliner Wahlkreise in Führung liegt, will die PDS nun verstärkt Nicht- und Wechselwähler umwerben. Eine Erststimmen-Kampagne soll WählerInnen von SPD und Grünen verstärkt zum Stimmensplitting bewegen, erläuterte gestern der stellvertretende PDS-Wahlkampfleiter Mario Krüger. Eine frühere Umfrage habe ergeben, daß je zehn Prozent der Grünen- und der SPD-WählerInnen sich vorstellen könnten, die Erststimme der PDS zu geben.

Bislang hatte die PDS die parallele Strategie verfolgt, sowohl genügend Zweitstimmen zu gewinnen, um die Fünfprozenthürde zu nehmen, als auch die erforderlichen drei Direktmandate zu gewinnen. Diese sichern den Wiedereinzug der PDS in den Bundestag, falls sie wie 1994 die Fünfprozenthürde verfehlt.

Bislang liegt die PDS allerdings nur in zwei Wahlkreisen in Führung. In Hellersdorf/Marzahn, wo Gregor Gysi antritt, liegt die PDS mit 43,6 Prozent gut zehn Prozent vor der SPD (33,8). Überraschend ist die PDS im Wahlkreis Köpenick/Treptow, wo Parteichef Lothar Bisky kandidiert, mit 36,7 Prozent in Führung gegangen (SPD: 32,7). Doch in zwei Wahlkreisen, in denen PDS-Kandidaten 1994 das Direktmandat holten, liegen die demokratischen Sozialisten im Rückstand: In Prenzlauer Berg/ Mitte hat sich SPD-Mann Wolfgang Thierse mit 38,2 Prozent an die Spitze gesetzt, Petra Pau erzielte mit 32,2 Prozent nur den zweiten Platz. Und Manfred Müller muß in Hohenschönhausen/ Pankow/Weißensee einen Rückstand von vier Prozent aufholen. In Friedrichshain/Lichtenberg liefern sich die frühere DDR-Wirtschaftsministerin Christa Luft und Bezirksbürgermeister Helios Mendiburu (SPD) ein Kopf-an-Kopf- Rennen. SPD und PDS erzielen jeweils 37,5 Prozent. Bei der Umfrage hatten die Meinungsforscher des INFO-Instituts auf die Nennung der Kandidaten verzichtet und nur gefragt, welche Partei mit der Erststimme gewählt würde.

„Wir werden stärker auf die Erststimmen setzen“, erklärte gestern Manfred Müller. Zudem will der frühere HBV-Chef „andere Prioritäten setzen“: Noch mehr Gespräche mit BürgerInnen und weniger parteiinterne Veranstaltungen, lautet seine Devise.

„Wir konnten unsere Stammwähler mobilisieren“, analysiert PDS-Wahlkampfvize Krüger das Ergebnis der repräsentativen Studie, bei der im Juni und Juli 1.299 BerlinerInnen befragt wurden. In der heißen Wahlkampfphase wolle man nun wie geplant den Akzent auf die Zielgruppen legen, „auf die es ankommt“. Dazu zählten Frauen, Jugendliche und wahlberechtigte MigrantInnen. Zudem wolle man WählerInnen ansprechen, die bei Schröders Kurs der „Neuen Mitte“ außen vor blieben, wie alleinerziehende Mütter. Der Neuen Mitte will die PDS die „Neue Linke“ entgegensetzen und die „große linksreformerische Wählerschicht“ (Krüger) anzapfen. Auch Protestwähler will die PDS gewinnen. Dorothee Winden