Kein Gras am Brandenburger Tor

■ Bausenator Klemann will Abschlußfest der Hanf-Parade mit 150 Ständen am Brandenburger Tor nicht genehmigen. Anders als die Love Parade sei die Veranstaltung "keine Werbung für Berlin". Organisatoren brauchen

Die Hanf-Parade, das langhaarige und bekiffte Gegenstück zur Love Parade, wird ihre Abschlußkundgebung am 29. August voraussichtlich nicht am Brandenburger Tor abhalten können. Bausenator Jürgen Klemann (CDU) will, so seine Sprecherin Kerstin Appelshäuser, weder die Sperrung des Gebietes zwischen Entlastungsstraße und Pariser Platz, noch die beantragten 150 Stände am Tiergarten genehmigen.

Nachdem der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) vor zwei Wochen angekündigt hat, am Berliner Wahrzeichen keine kommerziellen Veranstaltungen mehr zu genehmigen, wird damit die restriktive Haltung erstmals an der Hanf-Parade erprobt. Offen blieb gestern, wie sich das zuständige Tiefbauamt des Bezirks Mitte zu der Veranstaltung stellt.

Wie im vergangenen Jahr will sich das „Bündnis Hanf-Parade“ mit einem Demonstrationszug, zu dem 100.000 Teilnehmer erwartet werden, für die Legalisierung der Hanfpflanze einsetzen. Diesmal soll die Demo vom Alexanderplatz durchs Brandenburger Tor bis zum sowjetischen Ehrenmal gehen.

Das „Bündnis Hanf-Parade“ plant außerdem, auf der Ost- und Westseite des Tores je ein Podest für Rede- und Musikbeiträge aufzubauen. Dazu sollen noch die Hauptbühne vor dem sowjetischen Ehrenmal sowie 150 Verkaufsstände entlang der Straße des 17.Juni kommen. Davon sollen 75 Stände nur der Information über Hanf dienen. Eine „Sondernutzung von Straßenland“ hatten die Veranstalter dafür schon im Januar beantragt. Eine mündliche Zusage der Polizei hätten sie schon, sagte Gerd Brunner vom Vorstand des Bündnisses. Auch aus der Bauverwaltung habe es zunächst zustimmende Reaktionen gegeben, berichten die Veranstalter. Nachdem Diepgen jedoch seinen Wunsch geäußert habe, sei die Zustimmung in Ablehnung umgeschlagen. Auf den offiziellen Bescheid wartet das Bündnis noch.

Nach Aussagen von Appelshäuser sei gegen den Demonstrationszug an sich nichts einzuwenden. Die Abschlußveranstaltung rund ums Brandenburger Tor werde allerdings abgelehnt, weil der Aufbau von 150 Ständen und die Sperrung der Straße von Freitag abend bis Sonntag morgen den Rahmen einer Demonstration sprenge. Außerdem „springt der inhaltliche Bezug zwischen Hanf und dem Brandenburger Tor nicht gerade ins Auge“, sagte Appelshäuser. Im Gegensatz zur Love Parade sei die Hanf-Parade zudem „in keiner Weise Werbung für Berlin“.

Die Veranstalter kritisieren, daß die Verwaltung mit zweierlei Maß messe. Sie seien auf die Stände angewiesen, um ihre Parade zu finanzieren, sagte Bündnis- Sprecher Michael Müncheberg. Neben Sponsorengeldern und Mitgliedsbeiträgen seien die Standerlöse ihre wichtigste Einnahmequelle. Die 15.000 Mark Schulden vom vergangenen Jahr hätten sie gerade beglichen. Es drohe ein noch größeres Minus, wenn sie die Stände nicht aufbauen dürften, so Müncheberg. Jutta Wagemann