Italien schottet sich ab

■ Polizei zwingt 600 albanische Flüchtlinge zur Umkehr. Serbische Offensive im Kosovo dauert an. Zehntausende fliehen. Bayerns Innenminister will Albaner in Deutschland stärker kontrollieren

Tirana/Bari/Priština (dpa/AP) – Rund 600 albanische Flüchtlinge, die illegal nach Italien einreisen wollten, sind in der Nacht zu gestern auf der Adria zur Rückkehr nach Albanien gezwungen worden. Die Flüchtlinge seien in 17 Booten aus der Hafenstadt Vlora gekommen und von albanischen und italienischen Patrouillenbooten entdeckt worden, berichtete die amtliche albanische Nachrichtenagentur ATA in Tirana. Wie die italienischen Behörden gestern mitteilten, kamen wieder etwa 35 Albaner mit einem Schlauchboot über die Adria. Kurz vor der Küste seien sie von der Mannschaft gezwungen worden, über Bord zu springen und an Land zu schwimmen. Rund 30 weitere Flüchtlinge entdeckten die Behörden auf dem Bahnhof von Brindisi. Darunter seien ebenfalls Kosovo-Albaner gewesen.

Unterdessen setzten serbische Einheiten gestern ihre Angriffe auf Ortschaften der Kosovo-Albaner in der ganzen Provinz fort. Nach Darstellung des Kosovo-Informationszentrums wurden sechs Dörfer „nahezu dem Erdboden gleichgemacht“. Das Zentrum sprach von vier Toten und mehreren Verletzten. Die amtliche Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug meldete die Einnahme der Ortschaft Smonica nahe der Grenze zu Albanien. Internationalen Hilfsorganisationen zufolge flohen am Wochenende mehrere zehntausend Menschen vor den Kämpfen.

Der US-Vermittler Christopher Hill warf dem jugoslawischen Staatspräsidenten Slobodan Milošević Wortbruch vor. Dieser hatte noch am Donnerstag die Offensive für beendet erklärt. Auch eine weitere Ortschaft an der Grenze zu Albanien, Junik, wird von serbischen Einheiten belagert. Unabhängige Medien in Jugoslawien berichteten, UCK-Kämpfer seien nach Albanien geflüchtet.

Bayerns Innenminister Günther Beckstein forderte angesichts des Kosovo-Konflikts eine stärkere Überwachung der Aktionen albanischer Oppositioneller in Deutschland. Mehrere ihrer Organisationen hätten Millionenspenden zur Unterstützung der Kosovo-Befreiungsarmee (UKC) gesammelt und Kämpfer rekrutiert, sagte der CSU-Politiker gestern. Bislang gebe es jedoch keine Hinweise auf Gewaltanwendung beim Eintreiben der Gelder.