Ängste bekämpfen in fremden Werkstätten

■ „Schnupperlehre für Mädchen“ soll sparen – das könnte das Ende eigener Räume sein

Die Metall- und Elektrowerkstätten für Mädchen bei der „Stiftung Berufliche Bildung“ werden im Herbst kommenden Jahres vermutlich geschlossen. 100.000 Mark weniger als bisher soll die Stiftung 1999 von der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung (BSJB) bekommen, und „dann müssen wir entweder Personal entlassen oder die beiden Werkstätten aufgeben“, sagt Sabina Becker, Betreuerin beim Projekt „Schnupperlehre für Mädchen“.

Rund 1000 Hamburger Schülerinnen erhalten hier jährlich die Gelegenheit, in Metall- oder Elektrowerkstätten herumzupuzzlen – ohne Jungs, die meinen, es besser zu können, und betreut von sieben Ausbilderinnen. Bis zu zwei Wochen dauert ein Kursus; wer mitmachen will, wird für diese Zeit vom Unterricht befreit. So wollen Stiftung und Behörde Schülerinnen ermutigen, ihr Praktikum in der neunten oder zehnten Klasse in einem technisch-gewerblichen Beruf zu absolvieren.

„Den Mädchen werden viele Ängste genommen“, erklärt Becker. Zweifel, die vor den Schnupperwochen nagten, weichen schnell dem Spaß am Umgang mit Maschinen und Werkzeug. „Das hatte ich mir schwerer vorgestellt“, sagen viele Teilnehmerinnen am Ende ihres Kurses.

Damit dieses Angebot erhalten bleibt, bastelt die BSJB derzeit an einem neuen Konzept. Statt in den beiden stiftungseigenen Werkstätten könnten die Mädchen in Betrieben oder in Räumen der Berufsschulen lernen, schlägt Günther Blom vor, Leiter der BSJB-Abteilung „Außerschulische Berufsabschlüsse“. Sein Plan für die etwas andere Schnupperlehre soll am Monatsende fertig sein. Dann will sich die Behörde mit der Stiftung auf eine Lösung einigen.

Sabina Becker und ihren Kolleginnen kommt es vor allem darauf an, daß die Probewochen ein Mädchenprojekt bleiben. Wenn die Schülerinnen in Betrieben lernen, umgeben von Metallarbeitern und Elektroinstallateuren, „sind sie gehemmter“, vermutet die Lehrerin. „Wir schätzen, daß das nicht so gut aufgenommen würde.“

Das sieht auch die Behörde ein. Sie hofft deshalb auf die Hamburger Berufsschulen. Wenn die der Stiftung zeitweise ihre Werkstätten zur Verfügung stellen, so Blom, „ist es hauptsächlich eine Frage der Organisation“, spezielle Mädchentage einzurichten. Denkbar sei es auch, die Schnupperlehre an die sogenannten Werkstattage zu koppeln, bei denen sowohl Mädchen als auch Jungen für einige Zeit praktisch arbeiten. Dieses Modell würde zudem die Schulen finanziell entlasten, weil ganze Klassen an der Werkbank stünden und für diese Zeit keine LehrerInnen gebraucht würden. Judith Weber