C'est la vie
: Eine Wanze im Gepäck

■ Vier kölsche Einbrecher im Bremer Pech: Die Polizei empfing sie am Tatort

„Pech gehabt“, möchte man den vier Angeklagten tröstend zurufen: „Beim nächsten Mal klappt es bestimmt.“ Aber dann läßt man's lieber doch bleiben, denn wie sprach – mit leicht stoischer Ironie in der Stimme – der Anwalt des Peter W. über den gebeugten Rücken seines Mandanten hinweg: „Das ist einer, der immer schon hinfällt, bevor er auf die Füße kommt.“

Einer wie du und ich. Nur daß er jetzt erstmal für anderthalb Jahre einfährt, weil er beim „versuchten gemeinschaftlichen Diebstahl in einem besonders schweren Fall“ erwischt wurde. Die Tür zum Tresorraum in der Post an der Utbremer Straße 96 hatten er und seine drei Kumpanen mit ihrem Kuhfuß aufgehebelt, hatten die Fenster abgedunkelt und wollten sich just ans Aufflexen der vier Tresore machen, als die Nebentür sich öffnete und die Kripo mit den Handschellen wedelte. Eine Wanze im Tatwerkzeug Auto nämlich hatte die Polizei jederzeit bestens über den nächsten Schritt der Kleinkriminellen informiert; da war es leicht, ihnen allemal einen Schritt voraus zu sein. Gestern wurden die Vier im Bremer Amtsgericht zu Gefängnis zwischen 14 und 26 Monaten verurteilt.

Eine Kriminalkomödie, vor allem weil der eine der vier schweren Jungs ohne Probleme als junggebliebener Alain Delon durchgeht und sein Kollege Yasa Y. locker den Yves-Montand-Part übernehmen könnte. Bißchen cool, bißchen traurig und irgendwie sehr normal. Daß alles so komisch auch wieder nicht ist, dokumentierten allein die Ehefrauen hinter der Bande – von ihren Ehemännern mit einem Augenzwinkern und Kußhand begrüßt – aus denen ein unaufhörlicher Tränenstrom quoll. Mütter von kleinen Kindern, die ihre Kinder nun ein bis zwei Jahre allein großziehen müssen.

Es war die Männerdomäne des Sportstudios, wo ihre vier kölschen Jungs auf dumme Gedanken kamen. Wer zuerst die Idee zum Einbruch hatte, wurde gestern in gegenseitiger Solidarität nicht verraten. Klar aber war, daß es Peter W. war – der ewige Looser, der als 32jähriger noch als Zögling seiner älteren Schwester im Hause der Eltern lebt –, der das Posthaus im fernen Bremen als Tatobjekt ins Spiel gebracht hatte. Der nämlich war in den letzten Jahren als Außenhandelsvertreter durch Deutschland getingelt, um jugoslawischen Wein – „für eine Mark pro Flasche!“ – abzustoßen. Die Erfahrung in Sachen Tresore-Aufflexen brachten Yasa Y. und Wolfgang K. mit; die sind in Köln da schon einschlägig bekannt. Und der jüngste und reuigste von ihnen, der 28jährige Thomas H., hatte sich ein paar alte Tresore besorgt und an ihnen das Flexen geübt.

Im Auto von Peter W. fuhr man von Köln nach Bremen – ein verhängnisvoller Fehler. Denn Peter W. hat eine kolumbianische Frau. Außerdem war er kürzlich für längere Zeit in ihrer Heimat. Und dann hat er auch noch schlechte Freunde, die wegen Kokainhandels hinter Gittern sitzen. Grund genug für die Polizei, sein Auto zu verwanzen. Der Verdacht wegen Kokainhandels wurde zwar später fallengelassen; diese gute Nachricht aber bekam Peter W. erst, als er schon in der U-Haft in Oslebshausen saß. Denn auch die Panzerknacker-Story war den Staatsschützern in Köln einen Anruf bei ihren Bremer Kollegen wert. Diese erwartete den mit Trennschleifer, Hammer und Seesack, mit Funkgerät, Scanner (zum Abhören des Polizeifunks) und Mundschutz ausgerüsteten Renault schon am Bremer Hauptbahnhof. Doch kein kameradschaftliches „Nanana, laßt das man bleiben“ kam den gemeinen Bullen dort über die Lippen; sie ließen die vier armen Gestalten in die vorbereitete Falle laufen. „C'est la vie“ hieß die Kneipe, in der sie ihre letzte Stunde Freiheit erlebten. ritz