ADAC-Lobbyarbeit zielt effektiv auf die Entscheider

■ Die Parolen werden leiser, die Erfolge aber nicht kleiner. Nützlich ist das halbstaatliche Image

Berlin (taz) – Der ADAC-Präsident selbst gab die Losung aus: „Lobby mit Augenmaß“ würde der größte aller deutschen Verbände in Zukunft betreiben, versprach Otto Flimm bei seinem Amtsantritt. Laute Parolen wie „Freie Fahrt für freie Bürger“ gehören der Vergangenheit an.

Der ADAC arbeitet leiser als früher an den Schaltstellen der Macht, aber nicht weniger effektiv. Die Verhinderung einer weiteren Erhöhung der Mineralölsteuer verbucht der Verband als konkreten Erfolg seiner Lobbyarbeit. Nicht weniger wichtig ist aber, was Lobbyisten „in die Köpfe transportieren“ nennen. Wer sich mit einem Vertreter des ADAC unterhält, hört in jedem Gespräch immer wieder eine Zahlenkette: „80 – 30 – 50“. Mit 80 Millionen Mark würden Steuern und Abgaben von Autofahrern den Staat füttern, nur 30 Millionen würden für Straßenbau ausgegeben, 50 Millionen verblieben im allgemeinen Haushalt. Die „Verpflichtung der Politik zum Straßenbau“, so Flimm bei der gestrigen Vorstellung der Wirtschaftsbilanz, ist das zentrale Thema des ADAC.

Um solche Vorstellungen auch noch ins Bewußtsein des letzten Provinzpolitikers zu bringen, veranstaltet der ADAC, wie andere Verbände auch, „parlamentarische Abende“. Auf solchen Veranstaltungen wird über Verkehrssicherheit oder Umweltschutz gesprochen. Anschließend klingt der Abend gemütlich bei gutem Wein, Essen und informellen Gesprächen aus.

„Der ADAC-Lobbyist ist gar kein klassischer Lobbyist“, meint Michael Bauer, Bonner Büroleiter des Autoclubs. Schließlich habe er die Interessen eines Verbandes zu vertreten und müsse keine Produkte verkaufen wie andere Lobbyarbeiter. Mit nur zwei Planstellen beackere der ADAC die politischen Felder Bonn, Brüssel und Berlin, sagt Bauer. „Unser Hauptansprechpartner ist der Beamtenapparat des Bundesverkehrsministeriums.“ Bauer sagt nicht, daß viele Beamte bei dienstlichen Fragen von sich aus Kontakt zum ADAC aufnehmen. Der Autoclub hat nicht nur ein halbstaatliches Image, fast alle Bonner Beamten sind auch selbst Mitglieder. „Kontakte zu Experten und Profis stellen wir gerne her“, berichtet Bauer. Wer Experte ist, bestimmt natürlich der ADAC.

Im günstigsten Fall sind die Experten sogar selbst im Autoclub engagiert, wie etwa Prof. Schaechterle, der bis 1989 Verkehrsplanung an der TU München lehrte. Schaechterle entwarf die Verkehrspläne zahlreiche deutscher Kommunen. In seiner Freizeit fungierte der Verkehrsplaner als Vorsitzender des ADAC in Baden- Württemberg. Robin Alexander