Aus in Australien für den Transrapid

■ Rückschlag für das deutsche Renommierprojekt: Für die geplante Strecke Sydney–Canberra erhält statt der Magnetschwebebahn der französische Schnellzug TGV den Zuschlag. Thyssen-Konsortium hofft auf den US-Markt

Berlin (taz) – In der direkten Konkurrenz mit einem Hochgeschwindigkeitszug hat die Magnetschwebebahn Transrapid in Australien den kürzeren gezogen. Auf der 320 Kilometer langen Strecke zwischen der australischen Metropole Sydney und der Bundeshauptstadt Canberra wird ab dem Jahr 2003 kein deutscher Schwebezug, sondern ein Hochgeschwindigkeitszug der französischen Baureihe TGV verkehren, erklärte gestern Australiens Ministerpräsident John Howard. Den Zuschlag für das 3,8 Milliarden Mark teure Projekt erteilte die australische Regierung dem „Speedrail“-Konsortium unter Führung der britisch-französischen GEC Alsthom und einer Tochter des deutschen Baukonzerns Hochtief, der 1997 aus dem Transrapid-Konsortium ausgestiegen war.

Die Strecke, die Howard als „Wiedergeburt der Bahn in Australien“ bezeichnete, soll die beiden Städte in 82 Minuten verbinden und etwa 15.000 Arbeitsplätze schaffen, Baubeginn soll 2000 sein. Das Transrapid-Konsortium hatte eine Fahrzeit von 58 Minuten in Aussicht gestellt, dafür aber Kosten von etwa 4,5 Milliarden Mark kalkuliert.

Mit der Niederlage auf dem fünften Kontinent bröckelt auch die Grundlage für das Transrapid-Projekt zwischen Berlin und Hamburg. Denn diese Strecke gilt als Vorführobjekt beim Export der Transrapid-Technologie. Die Planer erklärten gestern, man habe die Erfolgsaussichten in Australien ohnehin „sehr skeptisch gesehen“. Nach Angaben von Peter Wiegelmann von „Transrapid International“, die den High-Tech-Zug made in Germany in aller Welt verkaufen soll, habe man aber „gute Chancen“, den Zuschlag für zwei 60 und 40 Kilometer lange Regionalverbindungen bei Sydney zu bekommen, wo 14 Millionen Fahrgäste im Jahr erwartet werden – zwischen Canberra und Sydney waren es nur drei Millionen. „Wir sind überzeugt davon, daß diese Strecken erheblich größere Realisierungsmöglichkeiten haben“, hieß es, auch wenn ein Zuschlag für Sydney–Canberra eine Vorentscheidung für das Gesamtpaket gewesen wäre.

In der Vergangenheit hatte die grüne Abgeordnete Gila Altmann bezweifelt, daß das australische Transrapid-Projekt rentabel sei. Dafür müßten „alle 3,7 Millionen Bewohner Sydneys ihre 304.000 Freunde in Canberra mindestens dreimal jährlich besuchen“. Der Verkehrsexperte des „Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung“, Rainer Hopf, ist bei den Exportchancen des Transrapid grundsätzlich skeptisch. „Den meisten Ländern fehlen die Voraussetzungen für diese Technologie“, so Hopf zur taz. Wolle der Transrapid erfolgreich sein, müsse seine Strecke sehr befahren sein. Außerdem müsse im Land eine starke Eisenbahn-Lobby fehlen und die Energieversorgung gesichert sein, vor allem müsse das Land enorme finanzielle Leistungen aufbringen.

Neben der Hoffnung auf einen Markt in China konzentriert „Transrapid International“ ihre Exportbemühungen vor allem auf die USA. Dort hat die Bundesregierung die Magnetschwebetechnik mit insgesamt einer Milliarde US-Dollar für Planung und Streckenbau in das nationale Infrastrukturgesetz „TEA 21“ einbezogen, allerdings noch keine Entscheidung zwischen deutscher und japanischer Technik getroffen. Bernhard Pötter