Ohne Verklausulierungen

■ Mutig widmen sich Go Plus der reduzierten Einfachheit eines Blicks über den See

Go Plus wissen um die Eleganz der Einfachheit. Es geht darum, eine Wirkung mit Spielweisen zu erzielen, die sich möglichst weniger Mittel bedienen. Ein einzelner, konstant angeschlagener Gitarrenton reicht dann aus, das Eröffnungsstück des aktuellen Albums Largo zu bestreiten.

Diese Arbeitsweise hat ihre Wurzeln. So erschienen vor zwei Jahren auf La Montanara nachdenkliche Songentwürfe mit plötzlichen Krachattacken. Von der alpinen Felslandschaft geht es nun an die See. Largo bezeichnet hier die ausufernde Weite und damit nicht zuletzt das vielschichtige Arrangement reduzierter Spielweisen innerhalb reduzierter Strukturen.

Verantwortlich für diese Entwicklung zeichnete Tobias Levin. Seine Produktion transformiert die Grundinformation des klassischen Trios unter Hinzunahme diverser Tastenklänge in eine weiche Fläche. „Tobias Levin ist ein extrem lustvoller Produzent, der einen spielerischen Umgang mit seinen Mitteln betreibt“, beschreibt Pit Przygodda (Gesang und Gitarre) die Zusammenarbeit. „In der Anfangsphase, in der viel ausprobiert wurde, sind natürlich Namen anderer lustvoller Produktionen gefallen: die beiden letzten Talk Talk-Platten und Pet Sounds von den Beach Boys.“ Der Respekt vor musikalischen Meilensteinen wird auch in den Texten deutlich.

Mit einfachen Worten thematisieren Go Plus den Produktionsprozeß und die Gefühle der Musik, bis am Ende die Liebe steht, in der „Akkorde einander berühren wie Streichel-einheiten“. Ohne die in Hamburg bewährten Verklausulierungstechniken gelingt es Go Plus, auf unprätentiöse Weise weitgreifende Gedankenwelten abzubilden. Und wenn in „Love Supreme“ Mann und Frau im Duett offen ihre Zuneigung gestehen, gehört nicht nur Mut dazu. Sven Opitz mit Marcel Vega: Do, 6. August, 22 Uhr, Molotow