Keine Distanz -betr.: "Keine Eheanbahnung für Kleinwüchsige", taz-Hamburg vom 21.7.1998

Haben Obdachlose kein Recht auf medizinische Versorgung? Zumindest muß man diesen Eindruck bekommen, wenn man die Äußerungen der VdAK-Sprecherin Vera Kahnert in der taz liest. Frau Kahnert lehnt schon die Verhandlung über ein medizinisch-soziales Projekt für Obdachlose im ehemaligen Hafenkrankenhaus ab. Ihre Begründung: „Es ist auch sinnvoll, Eheanbahnung für Kleinwüchsige zu machen, aber wir können das nicht finanzieren.“

Hinz & Kunzt protestiert energisch gegen diese abwegige und diskriminierende Äußerung. Abwegig deshalb, weil Kahnert das Problem der medizinischen Versorgung von Obdachlosen ins Lächerliche zieht. Natürlich ist die Eheanbahnung keine Aufgabe von Krankenkassen, die medizinische Versorgung von Obdachlosen sehr wohl. (...)

Die Erfahrung zeigt, daß Wohnungslose medizinische Einrichtungen nur selten in Anspruch nehmen. Zum einen haben die Betroffenen trotz schwerster Krankheiten Hemmungen, zum Arzt zu gehen, zum anderen weigern sich auch immer wieder Mediziner, Obdachlose zu behandeln. Ebenfalls lange bekannt ist auch, daß die meisten Obdachlosen erst zu Pflegefällen werden, weil ihnen nicht rechtzeitig geholfen wurde. (...)

Vor diesem Hintergrund ist Hinz & Kunzt entsetzt darüber, daß sich eine Einrichtung des sozialen Krankenversicherungssystems für Kranke und Hilfsbedürftige per se nicht verantwortlich erklärt, nur weil diese obdachlos sind. Die oben genannte Äußerung ist einer offiziellen Verbands-Sprecherin unwürdig. Hinz & Kunzt erwartet, daß sich der VdAK möglichst bald von dem diskriminierenden Ausspruch von Frau Kahnert distanziert.

Petra Neumann für das Hinz & Kunzt-Team