„Liebe taz...“ Unangemessene Drohungen –betr.: „Kämpft Karawane gegen Republik?“, taz-Bremen vom 5.8.1998

Das Triumvirat an der Spitze des Bremer Innenressorts sucht sich immer neue Frontlinien, um seine „totalitär“ wirkende Machtausübung öffentlich vorzuführen. Jetzt ist man bei der Ausländerbeauftragten, Frau Dr. Dagmar Lill, angelangt. Sich an unserer ehemaligen Mitarbeiterin und Kollegin derartig auszulassen, heißt, sich selbst außerhalb ziviler Umgangsformen zu stellen.

Vor wenigen Tagen erst wurde auf den GdP-Vorsitzenden Dieter Oelschläger eingedroschen, als dieser seine Kolleginnen und Kollegen vor den gesundheitlichen Gefahren bei Castortransporten zu schützen suchte. Zwischendurch müssen Lehrer, Schüler und sonstige Freunde der Gruppe „Ibrahim muß bleiben“ dran glauben. Mit unangemessenen Drohungen wird an der Spitze des Innenressorts versucht, den Beamtinnen und Beamten das Recht eines jeden Menschen auf friedliches Verweigern einer Anordnung systematisch sozusagen „auszutreiben“.

Inzwischen glaubt man dort oben anscheinend die absolute Befehlsgewalt über alle Bürger erlangt zu haben. Wer Vorgänge aus einem anderen Blickwinkel betrachtet oder darstellt, wird als Terrorist oder sonstiger Feind eingestuft. Über alle diese, die nicht auf dem „rechten Weg“ marschieren wollen, kommen dann der Islam, die PKK, die PDS oder Milli Görus höchstpersönlich aus der Fatih-Moschee!!!

Bremerinnen und Bremer waren immer stolz auf sich nicht so ernst nehmende, freundliche, liberale Ordnungshüter, die selbstverständlich auch ein Demonstrationsrecht für ihre eigenen Sorgen ausübten. Hoffentlich wird nach dem 27. September als erste Etappe in Bremen wieder eine im freiheitlichen Geist geprägte Betrachtungsweise einziehen, sonst wird aus ganz Bremen bald eine einzige große Kaserne.

Dr. Walter Franke,

Ingrid Franke