Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Akte X – Der Film USA 1998, R: Rob Bowman, D: David Duchovny, Gillian Anderson

„Nein, wir verraten die Auflösung nicht! Das besorgt dieser Film schon selbst viel zu früh. Nach einer packenden halben Stunde ist der Zusammenhang zwischen mysteriösen Viren, Aliens und einer irdischen Verschwörung klar – danach reichen die Spannungsbögen nur noch von einer unwahrscheinlichen Situation zur nächsten. Rasant, gut fotografiert und gespielt, toller Soundtrack – aber im rasenden Actionfieber sind den Machern die Sinne für Logik geschwunden. Wie z.B. schafft es der überwachte und verfolgte Mulder, mal eben unbehelligt zu einer geheimen Station in der Antarktis vorzustoßen? Am (offenen) Ende wissen wir aber, daß wir keiner Regierung trauen sollten und daß Scully und Mulder einander wirklich und wahrhaftig lieben. Mehr Ungereimtheiten als jede Verschwörungstheorie – aber für Fans ein Muß!“ (TV-Spielfilm) Europa, UFA-Palast, CinemaxX, UT-Kino, Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Alexis Sorbas USA 1964, R: Michael Cacovannis, D: Anthony Quinn, Alan Bates, Irene Papas

„Ein gewalttätiger Grieche versucht einem zahmen, jungen Engländer beizubringen, wie man richtig lebt. Das Konzept von der zentralen Lebenskraft ist zu banal und dick aufgetragen, aber Anthony Quinn ist in der Rolle tatsächlich voller Weisheit und Stärke. Der Film spielt auf der rauen und schönen Insel Kreta (,die ihm die Touristenfluten in den 60er und 70er Jahren verdankt). Irene Papas ist die schöne Witwe, zu der der junge Mann sich hingezogen fühlt, und Lida Kedrova spielt die kokette alte Ruine, die glaubt, sie kann den Tod beschummeln, wenn es ihr nur gelingt, noch einen Mann zu bekommen.“ (Pauline Kael) Open-Air-Kino beim Haus am Walde

Anastasia USA 1997, R: Don Bluth, Gary Goldman

„Verstecken muß sich dieses Trickmärchen von „20th Century Fox“ vor den Produktionen von Walt Disney nicht. Die Zutaten stimmen: ein bißchen Poesie, ein wenig Legende, viel Märchen und Kitsch und jede Menge Gefühl und Romantik, abgeschmeckt mit einem Hauch Historie. Die Geschichte der jungen Anya, die – verfolgt von dem bösen Rasputin – beweisen muß, daß sie die verlorene Zarentochter ist, hat alles, was auch jeden Disney-Film auszeichnet. Bleibt nur die Frage, wer sich für diese romantisch-harmlose Liebesmär interessiert.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX

Arielle, die Meerjungfrau USA 1997, R: Ron Clements

„Zur Wiederaufführung spendierte Disney neue deutsche Synchronstimmen (u.a. Jan Josef Liefers) und neue Gesangsversionen. Erwischt hat's Ute Lempers Gesang. Das tut uns aber leid.“ (TV-Spielfilm) Schauburg, CinemaxX, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Armageddon USA 1998, R: Michael Bay, D: Bruce Willis, Billy Bob Thornton, Steve Buscemi

„Logik, selbst deren rudimentäre Reste, darf man von einem Film wie „Armageddon“ nicht erwarten. Es wäre vermessen, zu hinterfragen, warum die NASA einen verlotterten Trupp Ölbohrer zur Asteroiden-Abwehr in den Weltraum beordert und nicht etwa – man könnte ja auf die Idee kommen – ausgebildete Astronauten. Geschenkt. Hier zählt nur das Wesentliche: Macht kaputt, was euch kaputtmacht – und sicherheitshalber auch alles andere. Alles an diesem Film ist übertrieben und restlos aufgebläht. Die patriotischen Anwandlungen der klotzigen „Americana“ sind salbungsvoller als Bill Pullmans Rede in „Independence Day“, und die Love-Story zwischen Liv Tyler und Ben Affleck hätte auch den Beifall von Doris Day gefunden. Doch gerade im selbstironischen Spiel mit d7en Klischees des Genres entfaltet sich der subversive Witz des Macho-Spektakels: „Armageddon“ ist der erste Hollywood-Mainstream-Film der Neunziger, der gesund und unmoralisch gegen die Seuche der political correctness agitiert: Wenn die Menschheit schon draufgeht, dann bitte Frauen und Kinder zuerst.“ (Cinema) City, UFA-Palast, UT-Kinocenter, CinemaxX, Gloria (Del), Muwi (Ol), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

B

Bean Großbritannien 1997, R: Mel Smith, D: Rowan Atkinson, Burt Reynolds

„Atkinson und sein Regisseur Smith taten gut daran, den unverkennbaren, clever zwischen Stummfilmheroen wie Langhton und Keaton und modernen Leinwandkasperln wie Lewis und Carey angelegten Tunichtgut weitgehend unangetastet zu lassen: immer noch hinterläßt der Kindskopf mit dem Gemüt eines Simplicissimus eine Spur der Zerstörung, ohne sich des Umfangs seiner Handlungen bewußt zu sein. Der Schritt auf die große Leinwand ist ein Unternehmen, bei dem nichts schiefgehen kann.“ (Blickpunkt: Film) CinemaxX

Blue Note Deutschland 1997, R: Julian Benedickt / Originalfassung mit Untertiteln

„Wenn man jeden Tag Juwelen zu seinen Füßen liegen sieht, lernt man ihren Wert nie schätzen!“ - so beschreibt ein schwarzer Musiker in diesem Film das Verhältnis der US-Amerikaner zum Jazz. Tatsächlich waren es immer die Europäer, die diese einzig originäre Kunstform der USA als solche erkannten und förderten. Etwa die beiden jüdischen Emigranten Alfred Lion und Frank Wolff aus Deutschland, die in New York das legendäre „Blue Note“ Label gründeten, auf dem fast alle Stars des modernen Jazz epochale Aufnahmen machten. „The Band must swing“ war ihre einzige Direktive bei diesen recording-sessions, und tatsächlich verbindet der warm pulsierende Swing die frühesten Aufnahmen des Films von Bud Powell mit den ganz aktuellen der Vokalistin Cassandra Wilson. Und diesen durchgehenden Groove hat der deutsche (!) Filmemacher Julian Benedickt mit seinem musikalischen, jazzigen Schnitt gut getroffen. Doch am meisten überzeugt das immense und extrem gute Ton- und Bildmaterial, das Bededickt in den Archiven von „Blue Note“ fand. (hip) Cinema

C

Chinese Box USA 1997, D: Wayne Wang, D: Jeremy Irons, Gong Li

„Als ich ,Chinese Box' sah, verwandelte ich mich in einen sterbenden Journalisten, betört von einer Stadt und einer bestimmten Frau in dieser Stadt. Ich wurde also verführt durch die Obsessionen dieses Films, obwohl ich mich vorher kaum für das Schicksal von Hongkong interessiert hatte. Die launenhaft erzählte und oft sentimentale Geschichte versperrt den Weg zu Wangs eigentlichem Brennpunkt, der in der undurchdringlichen Natur des Fremden und den Risiken der Entwurzlung liegt. Es gibt sicher viele, für die der Film nicht viel mehr als cineastisches Gekritzel ist: kunstvoll entworfen aber aufreizend unwirklich. Für mich liegt aber die Kraft von Wangs Film fast ganz in seinem grüblerischem Subtext – in der Art, wie er den Konventionen des Plots ausweicht, um die Offenbarungen in Charakteren und Stimmung zu suchen. Jeremy Irons bringt unerwartete Wärme und Schärfe in die Rolle des suchenden Journalisten, Gong Li spielt eine klassische Überlebende, eine Person mit vielen polierten Oberflächen und unterdrückten Emotionen. Als eine elegante und sorgenvolle Liebeserklärung an ein verlorenes Land spricht ,Chinese Box' all jene an, die je versucht haben, die Heimat an einem Ort oder bei einer Person zu finden, nur um in sich selber heimisch werden zu können.“ (The New Yorker) City

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) City, MUWI (Ol)

E

Echt Blond USA 1997, R: Tom DiCillo, D: Matthew Modine, Catherine Keener, Kathleen Turner

„Du bist nicht Tom Cruise!“, muß sich Schauspieler Joe von Casting-Agentin Dee Dee abhören. Später bringt sie ihn zwar beim Dreh für ein Madonna-Musikvideo unter, doch die Blonde im rot-weißen Bikini ist nicht das „Material-Girl“, sondern Tina, ein Body-Double, an dem nicht einmal die Haarfarbe echt ist. Es ist schnell klar, daß in Tom DiCillos cleverem, sehr unterhaltsamen Beziehungsgeflecht nichts so ist, wie es scheint. Die Hauptfiguren der episodenhaft verbundenen Stränge eint die Suche – nach Anerkennung, Ruhm und eben nach einer echten Blondine! DiCillo ist ein Meister der Verbindung von Traum und Realität. Geschickt mischt er Themen seiner letzten Filme „Living in Oblivion“ und „Box of Moonlight“, wobei es ihm sicher geholfen hat, daß sich die Welt der Mode und Models, Stars und Sternchen für seine bösen, aber nie bosartigen Seitenhiebe besonders gut eignet.“ (TV-Spielfilm) City

Eine Hochzeit zum Verlieben USA 1997, R: Frank Coraci, D: Adam Sadler, Drew Barrymore

„Daß die achtziger Jahre eine einzige Geschmacksverirrung waren, wird nach diesem Film niemand mehr bestreiten. Die Kitschkomödie um einen erfolglosen Sänger (Adam Sandler) und seine große Liebe (Drew Barrymore) läßt nichts aus. Stirnbänder, Fußballerfrisuren, New-Wave-Möbel und Pirate-style. Ziemlich komisch, wenn es nicht so gräßlich wäre.“ (Der Spiegel) UT-Kino, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Ein Zirkus für Sarah Dänemark 1995, R: Claus Bjerre, D: Sara Modegaard Mien, Robert Hansen

Kinderfilm über die Abenteuer eines Mädchens, das einen Zirkus für ihre Freunde mit einem sprechenden Papagei und einem Esel eröffnet, sich aber mit hinterlistigen Bauspekulanten herumärgern muß, der ihren Zirkus-Saal, ein altes Feuerwehrhaus, abreißen lassen will. Gondel

F

Freundinnen und andere Monster Deutschland 1998, R: Mika Kallwass, D: Wolke Hegenbarth, Ivonne Schönherr

„Kinder können grausam sein, besonders in diesem bestimmten Alter; Stichwort: Pubertät. Leider wirkt der Versuch erwachsener Filmemacher, Jugendkultur und Jugendsprache zu erfassen, oft steif und aufgesetzt. Daher haben die Drehbuchautoren die Kids selbst gefragt. Ob Regisseurin Mika Kallwass das getroffen hat, was ihre Girlie-Komödie der nächsten „Bravo“-Generation sagen will, muß die Zielgruppe im Kino schon selbst entscheiden. „Freundinnen...“ hat streckenweise durchaus Tempo und Witz, auch wenn mancher Dialog aus „Verbotene Liebe“ entliehen scheint, und das Ganze manchmal wie ein Update der „Lümmel von der ersten Bank“ wirkt.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

G

Ganz oder gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Calryle, Tom Wilkinson, Mark Addy

„Weil nackt tanzen immer noch besser ist als arbeitslos herumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasegruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen - spöttisch, komisch und sentimental.“ (Der Spiegel) CinemaxX

Gattaca USA 1997, R: Andrew Niccol, D: Uma Thurman, Ethan Hawke, Gore Vidal

„Irgendwann in ferner Zukunft werden schlechte Charakterzüge des Menschen mittels Genmanipulationen eliminiert. But nobody is perfect. Und so entpuppt sich die künstlich gezüchtete Gruppe der Menschen als gar nicht so astrein. Vor allem der Umgang mit Vincent (Ethan Hawke), einem auf natürliche Weise Geborenen, der niedrige Arbeiten verrichten muß. Als er heimlich die Identität eines Höhergestellten annimmt, scheint sein Traum, Astronaut zu werden, in greifbare Nähe gerückt. Doch dann gerät er unter Mordverdacht und sein Betrug droht aufzufliegen. Ein intelligenter Science-Fiction-Film, der in durchdachter Erzählweise Kritik an den Auswüchsen der Wissenschaft übt und die Zerstörung der Individualität zugunsten kontrollierter Gleichmacherei anprangert.“ (Bremer) UT-Kino, Casablanca (Ol)

Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams

„Ein 20jähriges Mathematikgenie findet, mit neuen Freunden und neuen Erfahrungen konfrontiert, seinen Platz in der Gesellschaft. Ein Schauspielerfilm par excellence, der seine delikate Balance am Schluß leider zerstört, weil er überdeutlich auf die Seelenverwandtschaft seiner beiden Hauptfiguren hinweist.“ (tip) UT-Kinocenter, MUWI (Ol)

H

Harry außer sich USA 1997, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Robin Williams, Kristie Alley

Der Originaltitel ist Programm bei Woody Allens neuem Film. In „Deconstructing Harry“ nimmt er sein Alter ego, den altbekannten Stadtneurotiker, so konsequent und gnadenlos auseinander wie noch nie vorher. Vor allem wagt er es, in der Rolle des alkoholsüchtigen, manipulativen und egozentrischen Schriftsteller Harry zum ersten Mal, einen unsympathischen Protagonisten zu spielen, den auch seine Witze nicht vor den Abgründen seiner Psyche retten können. Und auch die traditionelle Dramaturgie dekonstruiert Allen hier radikal. Der Film ähnelt noch am ehesten einem komplexen Spiegelkabinett mit 85 Sprechrollen und so unterschiedlichen Erzählebenen wie Familienszenen, Rückblenden in seine Jugend, Alpträumen und Ausschnitten aus den von Harry geschriebenen Büchern. Etwa in der Mitte des Films beginnen dann sogar seine Romanfiguren gegen ihren Autor zu rebellieren.“ (hip) Atelier

Heimliche Freunde USA 1997, R: John Duigan, D: Sam Rockwell, Mischa Barton, Kathleen Quinlan

„Devon ist zehn Jahre alt und ziemlich allein auf der Welt. Ihre Eltern wollen, daß sie ein Kind wie jedes andere in ihrem blitzblanken Vorort wird. Dazu aber hat sie einen viel zu starken Willen und eine viel zu starke Vorstellungskraft: sie träumt von Hexen und Abenteuern. Darum guckt sie sich den jungen Arbeiter Trent als Freund aus, der in ihrer Siedlung die Vorgärten pflegt und in einem Wohnwagen mittem im Wald haust. Die Geschichte der ungleichen Freunde hätte auf vielerlei Art erzählt werden können - und Regisseur John Duigan entscheidet sich für keine davon. Er hält „Heimliche Freunde“ in der Schwebe zwischen Außenseiterdrama, einer leicht surrealen Fabel, einer Liebesgeschichte und gegen Ende sogar einem Sozialkrimi. Dabei bleibt der Film so unberechenbar, als wäre er ein langes, vertracktes Hirngespinst der altklugen Träumerin Devon.“ (Der Spiegel) City, Casablanca (Ol)

Der Himmel über Berlin Deutschland/Frankreich 1986, R: Wim Wenders, D: Bruno Ganz, Otto Sander, Solveign Dommartin

„Einer der Engel, die, unsichtbar für die Augen der Erwachsenen, die Menschen Berlins trösten und Anteil an ihrem Weg nehmen, verspürt das Verlangen, die Welt als Mensch zu erfahren, als er sich in eine Trapezkünstlerin verliebt. Er verläßt die Sphäre der Engel und wird sterblich, lernt aber dafür Welt und Menschen in neuen Farben, mit neuerworbener Sinnlichkeit kennen und lieben. Eine poesievolle Liebeserklärung an des Leben, an die Sinnlichkeit und Begrenztheit des irdischen Daseins. In teilweise berauschenden Bildern eingefangen, gerät der Film zwar in die Gefahr, seine Naivität zu sehr zu strapazieren; auf weiteren Ebenen ist er aber eine fantasievolle Hommage an die geteilte Stadt Berlin und eine Reflexion über die Sichtweise des Filmemachens.“ (Lexikon des internationalen Films) City

I

Ihre Majestät Mrs. Brown Großbritannien 1997, R: John Madden, D: Judi Dench, Billy Connolly

„Es war einmal eine Königin, die war nach dem Tod ihres geliebten Prinzen schon seit vielen Jahren so traurig, daß sie sich immer mehr vor ihrem Volk versteckte. Bis eines Tages ein einfacher Stallbursche auftauchte. Der bot der Monarchin sein Pony und seine Freundschaft an. Und so fand die Königin wieder Freude am Leben und herrschte noch viele Jahre. Kein Märchen, sondern die wahre Geschichte der Queen Victoria. Nach dem Tod von Prince Albert fiel sie anno 1864 in tiefe Depressionen – und das Königreich drohte auseinanderzufallen. Erst durch die Begegnung mit dem ruppigen aber herzensguten Stallknecht John Brown bekam die Lady wieder Lust am Leben. Judi Dench, bislang durch kauzige Nebenrollen a la „Zimmer mit Aussicht“ bekannt, spielt die Königin der Traurigkeit mit Bravour. Während andere Kostümfilme oft selbstverliebt mit ihrer Ausstattung hausieren gehen und in prunkvollen Bildertableaus steckenbleiben, sorgt hier eine geschickte Dramaturgie für durchaus kurzweilige Unterhaltung.“ (Dieter Osswald) Gondel

Im Auftrag des Teufels USA 1997, R: Taylor Hackford, D: Keanu Reeves, Al Pacino

„Wie ehedem Tom Cruise als Anwalt in „Die Firma“ bekommt der junge Strafverteidiger Keanu Reeves ein Angebot, das er kaum ausschlagen kann. Der charismatische Al Pacino lockt ihn in sein New Yorker Kanzlei. Doch dieser scheint mit dem Teufel im Bunde zu sein. Regisseur Hackford und Drehbuchautor Tony Gilroy haben tief in den Fundus der Kulturgeschichte gegriffen, um ein Bild von der Faszination des Bösen in der heutigen Zeit zu schaffen – Goethes „Faust“, „Rosemaries Baby“ und sogar Darth Vader lassen sich entziffern. Großartige Bilder und Darsteller, inklusive eines völlig entfesselten Al Pacino, unterstützen eine Story, die den Zuschauer auf geradezu teuflich geniale Weise an der Nase herumführt.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX

Im Zwielicht USA 1997, R: Robert Benton, D: Paul Newman, Gene Hackman, Susan Sarandon, James Garner

„Wenn ein Regie-Veteran mit Schauspieler-Veteranen einen Krimi inszeniert, wird das erwartungsgemäß eher feinsinniges Kammerspiel als wilde „Pulp Fiction“. „Kramer gegen Kramer“-Macher Robert Benton engagierte „Old Blue Eye“ Paul Newman, Haudegen Gene Hackman, Knautschgesicht James Garner sowie Susan Sarandon, die hier als alternde Film-Diva mit geheimnisvollem Vorleben auftritt. Der 73jährige Newman mimt den Ex-Cop und Ex-Privatdetektiv Harry, der sich als Hausmeister beim Ehepaar Hackman und Sarandon sein Zubrot verdient. Die altgedienten Akteure spielen sich in diesem routinierten „film noir“ mit gedeckten Farben gelassen und souverän die Bälle zu und können sich dabei noch immer auf ihr legendäres Charisma verlassen. Wer altmodisches Kino mag, wird auf seine Kosten kommen.“ (Bremer) CinemaxX

J

Jackie Brown USA 1998, R: Quentin Tarantino, D: Pam Gier, Samuel L. Jackson, Robert DeNiro

„Was machen Kult-Filmer nach ihrem Mega-Hit? Sie backen bewußt erstmal kleinere Brötchen. Auch Trendmeister entgeht der Versuchung, „Pulp Fiction“ krampfhaft zu überbieten. Statt dessen kocht er „Jackie Brown“ auf Sparflamme. Ein kleiner Krimi von Elmore Leonard (“Schnappt Shortie“), in dem eine pfiffige schwarze Stewardeß fürs FBI einen Waffenhändler überführen soll. Die spielfreudigen Akteure und der schmalzige 70er-Jahre-Soundtrack machen Quentins Krimi-Tango zum unterhaltsamen Kinovergnügen - ganz ohne Kult-Getue.“ (Bremer) Filmstudio, Gondel, Solitaire (Westerstede)

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann.“ (Der Spiegel) Cinema

L

L.A. Confidential USA 1997, R: Curtis Hason, D: Guy Pears, Russell Crowe, Kevin Spacey, Kim Basinger

„Wahrscheinlich kommen einem angesichts von „L.A. Confidential“ so viele andere, ältere Filme wie „Chinatown“ und die besseren Chandler- und Hammett-Adaptionen in den Sinn, weil diese James Ellroy-Verfilmung all jene Qualitäten aufweist, die sich die heutigen amerikanischen Studioproduktionen mit ihren schlichten Formeln und simplen Konzepten nicht mehr leisten zu können glauben: sie wagt eine ungeheure Komplexität, läßt Raum für Widersprüche und Irritationen und nimmt sich viel Zeit für die Schilderung von durchweg ambivalenten Figuren. Wenn nicht alles so modern und zeitgemäß anzusehen würde, könnt man sagen: ein wunderbar altmodischer Film.“ (epd-film) CinemaxX

Lethal Weapon 4 USA 1998, R: Richard Donner, D: Mel Gibson, Danny Glover, Joe Pesci, Rene Russo

Solange sie die Kinokassen füllen, solange werden auch Fortsetzungen dieser Thriller-Serie über einen selbstmörderischen Cop (Gibson) und seinen etwas besonneneren Kollegen (Glover) gemacht. Spannend ist dabei aber längst nur noch, wieviele Milionen Dollars die Stars dem Studio für die jeweilige Folge abknöpfen. Gibson bekommt so genug Freiraum, um sich hoffentlich mal wieder an ein wirklich interessantes Projekt wie „Braveheart“ zu wagen. CinemaxX

Little Panda USA 1995, R: Christopher Cain, D: Ryan Slater, Yi Ding

Der alljährliche Tierfilm handelte 1995 von einem kleinen, tapferen Pandabären, der in einem Naturpark lebt, von Wilddieben gefangen wird und mit dem 10jährigen Ryan viele Abenteuer besteht. Die Hollywood-Produktion wurde in den Bergwäldern Chinas unter Aufsicht chinesischer Experten „vollkommen artgerecht“ gedreht und ist auch ein politisch äußerst korrekter Werbefilm für den „World Wide Fund for Nature.“ (hip) Atlantis

Lütt Matten und die weiße Muschel DDR 1963, R: Herman Zschosche, D: Lutz Bosselmann, Johanna Clas

„Ein kleiner Fischerjunge, der es den Erwachsenen gleichtun möchte, wird von den anderen Kindern verspottet, als er mit leeren Händen von seinem Fischzug zurückkehrt. Eines nachts fährt er aufs Meer hinaus, um die sagenumwobene weiße Muschel zu suchen, von der es heißt, sie locke Fischschwärme herbei.“ (tip) UFA-Palast

M

Das magische Schwert USA 1998, R: Frederick du Chau

„Nach dem nicht so richtig erfolgreichen Versuch der Fox-Studios, dem Marktführer Disney mit ,Anastasia' Konkurrenz zu machen, versucht nun also Warner Bros. – Heimat von Tricklegenden wie Bugs Bunny und Daffy Duck –, in die ,Domäne Disney' einzubrechen. Das auf der Artussage basierende Trickmärchen mit feministischem Touch und zielgruppengerechten Songs (auf deutsch gesungen von Nena und Hartmut „Pur“ Engler, im Original von Celine Dion, „The Corrs“ und Andrea Bocelli) ist ein harmloser Familienspaß ohne große Überraschungen, der zeichnerisch aber ein wenig enttäuscht. Nett, gediegen und nur dann so richtig witzig, wenn ein ständig mit sich selbst streitender Drache mit den Stimmen der einstigen „Doofen“ Wigald Boning und Olli Dittrich plappert.“ (TV-Spielfilm) Schauburg, CinemaxX

Martha trifft Frank, Daniel & Laurence Großbritannien 1998, R: Nick Hamm, D: Monica Potter, Joseph Fiennes, Rufus Sewell

„Die Wirklichkeit dieser leichten Sommerkomödie ist eine, die es nur in Komödien und in der Phantasie hoffnungsvoller Romantiker gibt: Eine Frau setzt auf die wahre Liebe, und das Wunder geschieht - unter Millionen findet sie den einen. Die Amerikanerin Martha, die in London ein neues Leben beginnen will, muß sich in der britischen Hauptstadt lediglich zwischen drei Männer entscheiden. Es sind die Freunde Frank, Daniel und Laurence, die sich Hals über Kopf in sie verliebt haben. Sie hat die drei während des Fluges nach London und gleich nach der Ankunft innerhalb von nur 24 Stunden kennengelernt – unabhängig voneinander. Und nach nur drei Tagen hat sie den Richtigen erobert. „Martha trifft....“ ist fast so romantisch wie „Schlaflos in Seattle“ oder „Während du schliefst“. Regisseur Nick Hamm erzählt flüssig, aber zugleich mit wohl kalkulierten Verzögerungen und Brüchen: es ist alles immer etwas anders als man denkt. Und trotz aller romantischer Sehnsucht – irgendwo, irgendwie schwingt bei allen vier Helden immer auch Selbstironie mit.“ (epd-Film) CinemaxX, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

N

Nowhere USA 1997, R: Gregg Araki, D: James Duval, Rachel True / Originalfassung mit Untertiteln

„Spaß macht der dritte Teil von Gregg Arakis Trilogie über eine hoffnungslos aus den Fugen geratene Jugend dann, wenn der Regisseur schonungslos seine Protagonisten vorführt, deren Liebesleben, Idole und Ängste. Verschwörungsängste nehmen als rülpsende Außerirdische Gestalt an. Gekonnt greift Araki die Zeichen der Pop- und Populärkultur auf und wirbelt sie durcheinander. Leider übernimmt er auch die hysterische Perfektion des Lifestyles, der keine Risse und Kanten kennt, inszeniert über jeden Abgrund hinweg. Das unterscheidet den dritten Teil von seinen Vorgängern, die sich hinter der hippen Fassade auch Trostlosigkeit und Leere stellten.“ (tip) Kino 46

P

Paulie – Ein Plappermaul macht seinen Weg USA 1998, R: John Roberts, D: Tony Shalhoub, Gena Rowlands, Cheech

„Mäuse, die Kammerjäger terminieren, Hunde, die Basketball spielen – und jetzt auch noch ein sprechender Papagei! Nicht abwinken: Paulie kann nicht nur nachplappern und eingeübte Sätze nachspulen, sondern intellektuell geformte Gedanken sinnvoll in Worte fassen, zielgerichtete Sprechakte ausführen, eben richtig reden. Bevor sich alles zum guten Ende findet, erfahren wir so einiges über die Menschen, die Dinge des Lebens und über die Treue eines Papageis. Etwas wortlastig das ganze, aber insgesamt doch mit der richtigen Mischung aus Gefühl, Witz und Animatronic professionell angerührt. Ein leicht nachdenklicher Sommerspaß für Kids ab acht.“ (Zitty) UT-Kinocenter, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Phantoms USA 1998, R: Joe Chappelle, D: Peter O'Toole, Joanna Going, Ben Affleck

„Es hat sich durch seinen Schädel gefressen, seine Augen ausgelutscht und dann ... sein Gehirn gefressen!“ Hört sich an wie guter alter Schock-Horror, und als genau das entpuppt sich diese Verfilmung einer Vorlage des Stephen King-Konkurrenten Dean Kootz dann auch: „Es“ schlägt erbarmungslos, dabei mit einem feinen Sinn fürs Makabre zu, ein Grüppchen Aufrechter stellt sich ihm unter fortschreitender Dezimierung in den Weg, bis die Gefahr am Ende, gern mit Hilfe eines schusseligen Altertumsforschers vernichtet oder zumindest gebannt ist. Den intellektuellen Zausel gibt Peter O'Toole mit gewohnt britischer Distinguiertheit. Der schrillste Einfall ist jedoch das Monster selbst: ein tricktechnisch zu schaurig, schlabbrigem Leben erweckter Gigantoplattwurm, der sich für Gott hält. Da muß erst mal einer drauf kommen!“ (Zitty) UFA-Palast

Pippi Langstrumpf Schweden/Deutschland 1997, R: Clive Smith

„Ich hab ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd ... Wer jetzt noch nicht mitsummt, sollte sich vielleicht ernsthaft fragen, wie und womit er seine Kindheit verbracht hat. Eine moderne Zeichentrickversion!“ (TV-Spielfilm) CinemaxX

R

Rien ne va plus (Das Leben ist ein Spiel) Frankreich/Schweiz 1997, R: Claude Chabrol, D: Michel Serraut, Isabelle Huppert / Originalfassung mit Untertiteln

„Nach selbst verfaßtem Drehbuch schickt Chabrol in seinem 50. Film zwei seiner Lieblingsschauspieler in ein krimikomödiantisches Fondue für Feinschmecker. Isabelle Huppert und Michel Serraut bilden das erfolgreiche Gauner-Gespann Betty und Victor, das sich mit raffinierten Trickbetrügereien die eigenen Tschen füllt. Mit pointierten Dialogen, dreisten Wendungen und sogar einer schweißtreibenden Folterszene zu Opernmusik würzt Chabrol sein skurilles Jubiläumswerk um ein schrulliges Betrügerpaar, das sich in seine eigenen Bluffs verheddert und erfahren muß, daß eine Stricknadel auch ins Auge gehen kann.“ (Bremer) Kino 46

The Rocky Horror Picture Show USA 1974, R: Jim Sharman, D: Tim Cury, Susan Sarandon, Barry Bostwick

„Ein frisch verheiratetes Paar gerät in ein Schloß, das von monströsen Wesen unter der Herrschaft eines Transvestiten bevölkert ist. Groteske Parodie auf Horror-, Science-fiction- und Musikfilme; die Verfilmung einer erfolgreichen Londoner Bühnenshow. Die bizarre Ästhetik und die respektlose Umkehrung herkömmlicher Moralvorstellungen wirken als befreiender Ausbruch aus den Grenzen filmischer wie geschmacklicher Konventionen. Ein Klassiker des Siebziger-Jahre-Pop, der nicht nur die Grenzen zwischen Kunst und Kitsch, sondern auch zwischen Leinwand und Publikum spielerisch aufhebt: eine begeisterte Fan-Gemeinde feierte den Film im Zuschauerraum als multimediales Happening.“ (Lexikon des internationalen Films) CinemaxX

S

Scharfe Täuschung USA 1997, R: Jonas & Joshua Pate, D: Tim Roth, Chris Penn, Rosanna Arquette

„Mit jungen Filmemachern ist es immer dasselbe: Entweder produzieren sie nur graue Konvention oder sie versuchen alle filmsprachlichen Mittel, die in 103 Jahren entwickelt wurden, in ihren ersten Werken unterzubringen. So auch die US-Zwillinge Jonas und Joshua Pate, die hier gemeinsam für Regie und Drehbuch verantwortlich zeichnen: Zwischentitel, Schriftinserts, geteilte Leinwand, Detailaufnahmen, 360 Grad-Schwenks, verkanntete Kamera, Traumsequenzen, Rückblenden, Doppelbelichtungen, Cinemaskope, Topshots - sie haben kaum etwas ausgelassen. Sehr bald begreift man, daß die aufgeblasene Form die Dialoglastigkeit des Thrillerleins kaschieren soll: Die meiste Zeit verbringen nämlich zwei Vernehmungsbeamte und ein hochintelligenter, psychologisch geschulter reicher Schnösel unter Mordverdacht zusammen in einem Raum, wobei zum dauernden Dräuen auf der Tonspur nach und nach die Abgründe der Psyche enthüllt werden. Doch auch die nette Schlußpointe macht nicht wett, daß die Ambitionen statt für ein Feuerwerk der Formen lieber auf eine originellere Geschichte hätten verwendet werden sollen.“ (Zitty) Cinema, Filmstudio

Scream I & II USA 1995/97, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Courtney Cox, David Arquette / Originalfassungen mit Untertiteln

Beide Teile im Doppelpack und im Original, das ist fast 4 Stunden Umhergeschleiche von den diversen Serienmördern mit der Horrormaske. Und der schönste Schrei von Drew Barrymore verklingt leider schon in den ersten Filmminuten. (hip) CinemaxX

Sechs Tage, sieben Nächte USA 1998, R: Ivan Reitman, D: Harison Ford, Anne Heche

„Wenn ein Mann und eine Frau ganz offensichtlich nicht zusammenpassen, so kann, zumindest in altmodischen Kinokomödien, eine unfreiwillige Robinsonade auf einer Südseeinsel Wunder wirken. Anne Heche und Harrison Ford führen mit flottem Dialog-Pingpong vor, wie die hektische Modezicke den Buschpiloten, der sie durch eine Notlandung gerettet hat, als Survival-Partner schätzen und lieben lernt: ein Schönwetterfilmchen für schwerste Regentage.“ (Der Spiegel) CinemaxX

Sehr verdächtig USA 1998, R: Pat Proft, D: Leslie Nielsen, Richard Crenna, Kelly LeBrock, Michael York

„Na, fleißig Filme gesehen in den letzen Jahren? Hoffentlich, denn will man sich über diese Filmparodie richtig amüsieren, dann sollte man tunlichst die meisten der hier veralberten Filme kennen. Star-Geiger Ryan Harrison (Leslie Nielsen) steht unter Verdacht, den Millionär Hibbing Goodhue (Michael York) umgebracht zu haben. Tatsächlich aber war der Täter ein einarmiger, einbeiniger, einäugiger Killer, angeheuert von Goodhues betörender Ehefrau. Auf der Flucht vor US-Marshall Fergus Falls muß Harrison seine Unschuld beweisen. Eine fast unmögliche Mission! Trotz einiger gelungener Gags ist eines überdeutlich: Das Genre der Filmparodien ist ausgereizt und inzwischen selbst schon reif für die Parodie!“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, CinemaxX, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Six Days, Seven Nights USA 1998, R: Ivan Reitman, D: Harrison Ford, Anne Heche / Originalfassung ohne Untertitel

Originaltitel und -fassung von „Sechs Tage, sieben Nächte“. Kurzkritik siehe dort. UFA-Palast

Species 2 USA 1998, R: Peter Medak, D: Natasha Henstrigdge, Michael Madsen

„Von einer Mars-Mission bringt ein Astronaut ein Virus mit zur Erde, was dazu führt, daß er bei jedem Geschlechtsakt einen schnell wachsenen Alien zeugt. Sein Zusammentreffen mit Eve, einem Wesen aus der Retorte, halb Mensch, halb Alien, wäre deshalb tödlich für die Menschheit. Was ganz anders beginnt als der Erfolgsfilm von 1995, wird mit fortschreitender Handlung dem Original leider immer ähnlicher. Wegen Natasha Henstridge und Michael Madsen dennoch unterhaltsames Mainstreamkino mit nicht wenig Sex & Gore.“ (tip) UFA-Palast, CinemaxX, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Stadt der Engel USA 1998, R: Brad Silberling, D: Nicolas Cage, Meg Ryan

„Cage spielt im Liebesdrama „Stadt der Engel“ einen großäugigen Außerirdischen im wallenden schwarzen Mantel, der die gerade Gestorbenen auf ihrem Weg in den Himmel begleitet. Dabei trifft der Todesengel eine junge Chirurgin (Meg Ryan), die nicht verkraftet, daß manche ihrer Patienten sterben. Der Bote des Jenseits verliebt sich in die rationale Ärztin. Die Anziehungskraft zwischen den beiden ist so stark, daß er beschließt, seine Unsterblichkeit aufzugeben, um mit ihr zu leben. Als Vorlage zu diesem kraftvollen Schmalzwalzer diente, kaum zu glauben, Wim Wenders' meditativer „Himmel über Berlin“ von 1987. Von der transzendentalen Vertracktheit des Originals ist kaum noch etwas zu merken, aber Nicolas Cage liefert als Engel alles an zartfühlender und sexy Empathie, was das Herz der Frau von heute begehrt.“ (Der Spiegel) Schauburg, UFA-Palast, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Star Kid USA 1997, R: Manny Coto, D: Joseph Mazello, Joey Simmrin

„Beim verwirrenden Vorspiel wird geballert, als kämen die Sternenkrieger direkt aus dem Computerspiel, um die Kämpfe von „Star Wars“ noch einmal auszutragen. Nach dem Feuerwerk der Effekte klärt sich der blaue Himmel über einem Schulhof dann aber auf – und die Geschichte des schüchternen Spencer beginnt. Dem fehlt nach dem Tod der Mamma einfach ein guter Freund. Den findet er ausgerechnet in einem Außerirdischen. Cybersuit ist ein zum Kampf entwickelter Alien-Roboter, und in dessen Körper gewinnt Spencer ungeahnte Käräfte. Autor und Regisseur Manny Coto verbindet phantastische Elemente klassischer Supermann-Stories mit Anklägen auf Sci-Fi-Filme zu amüsant-spannender Unterhaltung.“ (Zitty) UT-Kinocenter, Passage (Del)

T

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen – im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story.“ (epd-Film) CinemaxX

W

Wenn der Postmann gar nicht klingelt Norwegen 1996, R: Pal Sletaune, D: Robert Skaestad, Andrine Saether

„Roy ist der Prototyp des norwegischen Postbeamten. Das Briefgeheimnis existiert für ihn nicht, und wenn er keine Lust zum Lesen hat, wirft er die postalische Last einfach unter eine Eisenbahnbrücke. Erst eine Frau reißt ihn aus dem täglichen Einerlei und in neue Indiskretionen. Roy dringt in das Leben der schwerhörigen Line ein. Pal Sletaune inszenierte die Milieustudie in den fiesesten Vierteln Oslos. Und so heruntergekommen wie die Häuser sind auch die Protagonisten. Aber der Film ist nicht nur eklig realistisch, sondern auch ziemlich lustig.“ (tip) Cinema

Wings of the Dove Großbritannien 1997, R: Iain Softley, D: Helena Bonham Carter, Linus Roache, Alison Elliott

„Henry James schreibt einen großen Roman, „Die Flügel der Taube“, worin eine unermeßlich reiche, aber von einer tödlichen Krankheit bedrohte Amerikanerin zwei intriganten jungen Leuten beinahe zum Opfer fällt“ – so die lakonische Notiz von Rolf Vollmann in seinem Roman-Verführer „Die wunderbaren Falschmünzer“. Nach „Portrait of a Lady“ und „Washington Square“ ist dies in letzter Zeit schon die dritte Adaption eines Romans von James. „Es geht zuviel vor hinter diesen hübschen Augenwimpern“, urteilt jemand zu Beginn des Films über die in einem faustischen Pakt verstrickte Kate, und Helena Bonham Carter spielt sie so ambivalent, lebensgierig und intensiv, daß man durch sie schnell in die Geschichte hineingezogen wird: sie fasziniert, ist zugleich abstoßend und anrührend und trägt als Antiheldin den Film. Dies ist um so erstaunlicher, weil Helena Bonham Carter bisher meist in den Kostümschinken von James Ivory als puppenhafte Schönheit langweilte und man ihr wirkliches schauspielerisches Talent nie so recht zutraute. Mit vielen wunderschön fotografierten venezianischen Stadtansichten und luxuriös ausgestatteten Herrenhäusern in London schmeichtelt Softley (ganz seinem Namen gemäß) den Augen, aber er inszeniert sehr interessant gegen die Konventionen des Kostümfilms. (hip) UT-Kinocenter, Wall- und Ziegelhofkino (Ol)

Z

Die Zeitritter Frankreich 1998, R: Jean-Marie Poire, D: Jean Reno, Claude Clavier

„Wie schon im ersten Teil „Die Besucher“ werden Ritter Godefroy und sein Knappe durch einen Zaubertrank vom Mittelalter in die Gegenwart gebeamt. Auf der Suche nach einer Reliquie, dem heiligen Zahn der seligen Rolande, legt man das Anwesen einer piekfeinen französischen Aristokratenfamilie in Schutt und Asche. Gleichzeitig bringen ein paar arme Teufel aus der Gegenwart das Mittelalter durcheinander. Bei der Synchronisation gab man sich diesmal wirklich Mühe. Ansonsten bedarf es schon einer satten Vorliebe fürs Grobschlächtige, um den Kuddelmuddel zu genießen.“ (tip) UT-Kinocenter, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Zugvögel ... einmal nach Inari Deutschland 1997, R: Peter Lichtefeld, D: Joachim Krol, Outi Mäenpää, Peter Lohmeyer

„Ein anrührendes, unterhaltsames Road- oder vielmehr Railroad-Movie. Leichthändig verschränkt sind hier eine Liebesgeschichte, zwei Kriminalhandlungen und eine einfache Fortbewegung. Hannes, Aushilfsfahrer, hat Sonderurlaub genommen, um in Nordlappland an der Europameisterschaft der Fahrplanexperten teilzunehmen: Fahrpläne sind sein Hobby und seine Leidenschaft. Aber daheim in Dortmund ist Hannes' Chef ermordet worden, und alle Indizien deuten auf ihn als Täter. Wie in Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ bangt man mit dem unschuldigen Helden, der sich, ohne es zu wissen, auf der Flucht befindet und nur dank naiver Gefühlsaktionen und schicksalsmäßiger Fügungen den Verfolgern immer gerade knapp entkommt.“ (epd-film) Schauburg, Atlantis, Casablanca (Ol)