Erwerbslosigkeit ist kein Urlaub

■ Auch in Bremen ist die Zahl der Arbeitslosen wieder gestiegen

Mit leichtem Schultereinsatz und einem beherzten Schritt vorbei am stämmigen Wachmann betrat der Arbeitslosen-Aktivist Jens Schröter den Raum, in dem gerade die neusten Arbeitslosenzahlen bekannt gegeben worden waren. „So, Herr Havel“, sprach Schröter den Arbeitsamts-Direktor persönlich an. „Jetzt erzählen Sie mal.“ Fünfundzwanzig Protestler drängten in den Konferenzraum.

Erzählt hatte Christian Havel zu diesem Zeitpunkt schon längst: Auch in Bremen gibt es im Juli mehr Menschen ohne Arbeit als noch im Juni: 1099 Menschen oder 0,4 Prozent mehr als im Vormonat, 46.228 Menschen insgesamt. Im Bundesland Bremen liegt die Arbeitslosigkeit jetzt bei 16,6 Prozent. In der Stadt Bremen kletterte die Arbeitslosenquote auf 15,6 Prozent, in Bremerhaven Stadt auf 21 Prozent. Saisonale Gründe seien Schuld: Zum einen strömten zu dieser Jahreszeit viele Schüler und Azubis auf den Arbeitsmarkt, zum anderen gingen Angestellte am Quartalsende in die Statistik ein. Andererseits: Vor einem Jahr waren noch weniger Menschen ohne Arbeit. „Man kann es nicht als Trendwende bezeichnen“, so Havel, „aber es gibt leichte Schritte zum Positiven“.

Die blanken Zahlen indes beeindrucken die Protestler der verschiedenen Bremer Arbeitsloseninitiativen am 7. „Aktionstag gegen Erwerbslosigkeit“ nicht mehr sonderlich. Im Urlaubsmonat August nahmen sich die Protestler des aktuellen Themas an: Sie forderten gestern, daß auch Arbeitslosen Urlaub zugebilligt werden sollte.

Drei Wochen dürfen sich Arbeitslose von ihrem Wohnort entfernen, ohne daß Leistungen eingeschränkt werden – wenn das Amt sein OK gibt. Dieses OK aber, so Martin Lühr von der Aktionsgemeinschaft arbeitsloser BürgerInnen (AGAB), werde oft erst wenige Tage vor dem Urlaub gegeben. Gerade Arbeitslose bräuchten Zeit für Erholung: „Wer behauptet, daß Arbeitslosigkeit Urlaub ist, hat keine Ahnung, und wohl auch keine Angst davor, arbeitslos zu werden“. Die Forderung: sechs Wochen Urlaub bei vollem Leistungsbezug plus Urlaubsgeld.

Arbeitsamts-Direktor Havel, der sich selbst als „Anwalt der Arbeitslosen“ bezeichnete, winkte ab: Bei ihm seien die Protestierenden mit solchen Forderungen an der falschen Adresse, da sein Amt nur ausführendes Organ sei. Havels persönliche Meinung: „Man ist zwar Profi, aber durchschnittlich 40.000 Arbeitslose in Bremen bedrücken mich schon.“

Christoph Dowe