„Manipulation ist Betrug wie Doping“

■ Der internationale Schwimmverband Fina verurteilt die irische Schwimmerin Michelle Smith-De Bruin zu einer vierjährigen Sperre

Lausanne/Hamburg (dpa) – Michelle Smith-De Bruin muß Olympia 2000 in Sydney abhaken. Die irische Topschwimmerin ist gestern vom Doping-Panel des Schwimm-Weltverbandes Fina wegen der Manipulation einer Dopingprobe zu einer vierjährigen Wettkampfsperre verurteilt worden. Die dreifache Goldmedaillen- gewinnerin von Atlanta soll eine am 10. Januar in Dublin bei einer unangemeldeten Kontrolle genommene Urinprobe mit Alkohol untauglich gemacht haben. Schon vor der Urteilsbekanntgabe hatte die 28jährige Irin allerdings angekündigt, daß sie alle Rechtsmittel ausschöpfen will. „Ich bin unschuldig und werde kämpfen, dies zu beweisen. Und wenn ich bis zum Internationalen Sportgerichtshof nach Lausanne gehen muß.“

Das Doping-Panel unter Vorsitz des Hamburger Amtsrichters Harm Beyer konnte der Schwimmerin zwar nicht die Einnahme verbotener Substanzen nachweisen. Der Alkoholanteil in A-und B-Probe sei aber so konzentriert gewesen, daß der festgestellte Wert nicht auf alkoholische Getränke zurückgeführt werden könne. Der Präsident der Medizinischen Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), hatte sogar erklärt, die in der A-Probe festgestellte Alkoholdosis sei unter normalen Umständen tödlich.

Die Verfälschung einer Probe wird laut Fina-Reglement wie ein Dopingverstoß behandelt. Beyer: „Manipulation ist Betrug wie Doping. Warum wird manipuliert? Doch nur, um zu vertuschen.“ Durch die Hinzufügung von Alkohol in die Urinprobe kann Doping mit Anabolika oder Wachstumshormonen vertuscht werden. Das aus drei Richtern bestehende Doping-Panel, dem neben Beyer ein Amerikaner und ein Algerier angehörten, stellte nach der Anhörung fest, daß nur die Athletin selbst die Manipulation habe vornehmen können. Beyer: „Wir haben ausgeschlossen, daß die Manipulation im Labor geschehen ist, wir haben ausgeschlossen, daß es auf dem Transport geschehen ist, und wir haben ausgeschlossen, daß es die Leute gewesen sind, die den Urin abgeholt haben. Bleibt nur übrig, daß sie es selbst gewesen ist. Nach den Feststellungen des Panels hatte sie auch die Möglichkeiten für eine Manipulation.“ Smith-De Bruin sei bei Abnahme der Probe ein bis eineinhalb Minuten außerhalb der Kontrolle der Kontrolleure gewesen.