Gegen geschlossene Heimunterbringung

■ btr.: „Geschlossen–geöffnet–ge schlossen“ (Tagesthema) taz vom 28. 7. 98

Ich weiß nicht, ob Jens Weidner Erziehungswissenschaftler ist, mir ist er bisher nur durch seine „Antiaggressionstrainings“, die er in der Jugendstrafanstalt Hameln entwickelt hat, bekannt – und durch reichlich kenntnislose und undifferenzierte Äußerungen zur geschlossenen Unterbringung im Spiegel neulich. Unter etwas reputierlicheren ErziehungswissenschaftlerInnen muß man nämlich lange suchen, um BefürworterInnen der genannten Unterbringung zitieren zu können. Gerade diese Dimension wird in den gegenwärtigen Debatten – neben vielem anderen – unterschlagen: Jugendhilfefachleute lehnen die genannte Unterbringung nach wie vor – mit guten Gründen – auf breiter Front ab.

Ich weiß nicht, wo die Autorin ihre Zahlen her hat, stimmen tun sie jedenfalls nicht. 1994 gab es 2.771 Einrichtungen der Heimerziehung und sonstige betreute Wohnformen, und Ende 1996 lebten 71.070 Kinder und Jugendliche in solchen Einrichtungen. Was die geschlossene Unterbringung angeht, so gibt es bezeichnenderweise ohnehin wenig empirische Daten, aber alle, die bisher zur Verfügung stehen, gehen von erheblich weniger Plätzen (zirka 120) in Deutschland in erheblich weniger Einrichtungen aus. Wenn da der gegenwärtige Kriminalitätsfurchtwahlkampf schon einen Boom auf 750 Plätze in 25 Einrichtungen ausgelöst haben sollte, wäre ich der Autorin für eine Benennung der Einrichtungen dankbar. Norbert Struck, Jugendhilfere-

ferent beim Paritätischen Wohl-

fahrtsverband – Gesamtver-

band, Frankfurt/Main