■ Die Anderen
: Über den Besuch Schröders in Washington schreibt "Corriere della Sera" / "Dagens Nyheter" kommentiert die Entwicklung im Kosovo / Über die Unruhe an den internationalen Börsen schreibt "Liberation"

Über den Besuch des SPD-Kanzlerkandidaten Schröder in Washington schreibt „Corriere della Sera“ aus Mailand: Mr. Schröder ist nach Washington gegangen. Und sicherlich ist der Besuch im Weißen Haus ein weiterer guter Schachzug des sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten. Aber weniger als zwei Monate vor den Wahlen am 27. September beginnen sich über seiner äußerst gewitzten und bislang siegreichen Wahlkampagne einige Wolken zusammenzuziehen. Während Schröder einem amerikanischen Präsidenten, der wegen seiner Probleme zu ängstlich ist, um sich zu freuen, Kontinuität in der Außenpolitik versprach, ergab die jüngste Meinungsumfrage in Deutschland, daß der Vorsprung gegenüber der CDU geschrumpft ist. Es ist keine Wende. Aber es ist ein Warnsignal, das nicht unterschätzt werden sollte.

Die schwedische Tageszeitung „Dagens Nyheter“ kommentiert die Entwicklung im Kosovo: Auf dem Schlachtfeld im Kosovo hat sich die Lage verändert. Die Guerilla-Einheiten von der UCK sind geschwächt, bisherige Erfolge wandelten sich in Rückschläge. Politisch allerdings hat sich wenig getan. Man konnte Andeutungen über Verhandlungsbereitschaft hören, Versprechungen wurden gemacht und Vorschläge unterbreitet. Im Grunde aber stehen beide Seiten genauso weit voneinander entfernt wie eh und je. International werden die notwendigen Bemühungen um Frieden fortgesetzt. Das Risiko einer Ausbreitung des Konfliktes ist groß, und die Flüchtlingsströme drohen die Region zu destabilisieren. Die EU hinkt, man muß leider sagen: wie üblich, hinterher.

Über die Unruhe an den internationalen Börsen schreibt „Libération“ aus Paris: Heftige Turbulenzen auf den Finanzmärkten sind seit zwei oder drei Jahren oft vorhergesagt worden, und noch öfter wurden die Vorhersagen von den Tatsachen widerlegt. Die Anhänger der Apokalypse haben viel über die Perspektive des unvermeidlichen finanziellen Schlaganfalls gegeifert, der das internationale Finanz-Casino erwartet. Bisher hatten sie nur mit Belanglosigkeiten zu tun: Die Wertsteigerung der börsennotierten Aktien, angefangen bei denen der Wall Street, hat alles bisher Bekannte in den Schatten gestellt. Vielleicht wird man in dieser sommerlichen Lethargie Zeuge einer Trendwende. Schluß mit lustig? Die amerikanischen und europäischen Aktienbesitzer haben ihr Kapital sich auf exponentielle Weise aufblähen sehen. Ein solcher Jackpot bleibt nicht ohne wohltuende Folgen: Die bereicherten Reichen geben ihre Gewinne aus und halten die Maschine in Schwung. Das wiederum bleibt nicht folgenlos für die Armen, die endlich beginnen, etwas oberhalb der Wasseroberfläche durchzuatmen. Wenn aber die Börse kippt, wird man ohne Mitleid über die Verlierer lächeln.