Das Produkt Lehrling

Stiftung Berufliche Bildung will Firmen helfen, die richtigen Auszubildenden zu finden. Nachhilfe-Service sorgt für gute Noten  ■ Von Judith Weber

„Produktmanager“ schreibt Ralf Pieper unter seine Briefe und kommt sich dabei schon lange nicht mehr komisch vor. Zugegeben, „schön klingt das nicht“, sagt der Mittvierziger und lächelt, „aber es trifft zu“.

Dabei ist das Produkt, das Pieper seit mehr als einem halben Jahr betreut und zu verkaufen sucht, genau genommen nicht eines, sondern viele. Der gelernte Elektroniker hilft Firmen bei der Auswahl ihrer Lehrlinge, sorgt mit Nachhilfeunterricht dafür, daß die Azubis gute Noten schreiben und würde sie auch zu einem Motivations-Seminar an die Ostsee karren, wenn die Unternehmen es wünschten. Außerdem organisiert er Schulungen, die kleine Betriebe nicht allein auf die Beine stellen können, und informiert über staatliche Förderprogramme. „Ausbildungsservice“ heißt dieses Angebot, in einen Begriff gepreßt.

Das steht auch an Piepers Bürotür bei der Hamburger Stiftung Berufliche Bildung. Sie hat sich das Projekt ausgedacht; seit Januar wird daran gearbeitet. Jetzt, zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres, hatte Pieper „eigentlich gedacht, daß es richtig losgeht“.

Doch Hamburgs Unternehmen reagieren langsam. Viele wollen sich erstmal informieren, oder sie interessieren sich nur für einen Teil des Angebotes. Dabei „wird die Leistung eines Betriebes nicht zuletzt an seinen Auszubildenden gemessen“, sagt Pieper. Meist sind es dann auch die Prüfungsvorbereitungen, die Unternehmen hellhörig machen. Eine große Firma hat sich bereits nach Kursen für zehn angehende Anlagemechaniker erkundigt, die im Januar ihre Abschlußarbeiten schreiben: Drei Wochen vor den Prüfungen sollen sie Zusatzstunden nehmen. Ein anderer Betrieb wünscht, daß seine 14 Azubis im letzten Halbjahr ihrer Lehre einen Crash-Kursus in Sachen Heizungs- und Lüftungssysteme bekommen, und ein dritter hat nur einen Auszubildenden, der mit Hilfe des Service fit gemacht werden soll für den Gesellenbrief als Energie-elektroniker.

Hauptsächlich Metall- und Elektrounternehmen sind es, denen Pieper helfen will. Denn in diesen Branchen bildet die Stiftung Berufliche Bildung selbst Jugendliche aus. Lehrlinge anderer Firmen könnten also an bestehenden Kursen teilnehmen oder zeitweise die Werkstätten mitbenutzen. Das wäre nicht teuer und deshalb gerade für kleine Firmen von Vorteil.

Dennoch haben sich Mini-Unternehmen bisher kaum an die Stiftung gewandt. „Viele wissen gar nicht, welche Möglichkeiten es gibt“, vermutet Pieper. Das gelte für den Service der Stiftung genauso wie für die Möglichkeiten öffentlicher Förderung.

Eine Ausnahme ist eine Hamburger Elektrofirma, die in diesem Jahr zum ersten Mal Lehrlinge einstellen will. Pieper soll die Azubis vermutlich nicht nur aussuchen, sondern auch betreuen; wenn die Verträge zustande kommen, würde die Stadt etwas Geld dazuzahlen. „Zuschüsse für erstmals ausbildende jüngere Betriebe“ nennt sich das.

Daß der Service seiner Stiftung dennoch nicht billig ist, gibt auch der Produktmanager zu. Aber „man denkt nur im ersten Moment, das seien Zusatzkosten. Schließlich spricht sich schnell herum, wer gut ausbildet“. Das mache zufriedene KundInnen, und die wiederum bringen mehr Aufträge. Außerdem, beharrt Pieper, ginge es nicht nur um Geld. Über das Image der Azubis spricht er, und darüber, daß „die Bereitschaft auszubilden, wieder größer wird“. Denn nur so „bekommen die Betriebe das Personal, das sie benötigen“.

Ausbildungsservice der Stiftung Berufliche Bildung, 21 11 21 51