Kommentar
: Wo ist die SPD?

■ Wahlkampf auf Abass Kosten

Eine absurde Geschichte: SchülerInnen engagieren sich gegen die Abschiebung zweier Brüder aus Togo. Sie werden mit zwei Preisen gekrönt und vom Bundespräsidenten gelobt. Auch Bremens Bürgermeister Henning Scherf (SPD) findet warme Worte für die Schüler. Es gelingt den Pennälern, die Abschiebung ein Jahr herauszuzögern. Sie erreichen, daß der minderjährige Ibrahim vorerst in Deutschland bleiben darf – bis zu seinem 18. Lebensjahr. Der volljährige Abass muß gehen. Daß er heiraten will, interessiert die Behörden nicht. Seine Zeit ist abgelaufen. Wenn er es wirklich ernst meint, mit der Ehe, kann er ja später wiederkommen. Gesetz ist schließlich Gesetz. Ordnung muß sein – Preise sind schön, aber unwichtig. Daß er in Togo Repressalien zu fürchten hat, glaubt das Bundesamt nicht. Damit die Buchstaben deutscher Bürokratie nicht durcheinandergeraten, wird riskiert, daß Abbas Repressalien erdulden muß. Immerhin sind sein Vater und sein älterer Bruder in Togo „verschollen“.

CDU-Innensenator Ralf Borttscheller macht Wahlkampf. Er benutzt das Schicksal von Abass zum rechten Stimmenfang. Die Ausländerbehörde spekuliert wahrscheinlich darauf, daß er in Togo bleibt – warum? Egal, ein Fall weniger. Und die SPD schweigt. Kein lautes Wort gegen den Innensenator, den der SPD-Landesvorsitzende Detlev Albers vor Jahren einmal „schwarze Wildsau“ genannt hat. Kerstin Schneider