Bremen lacht – Delmenhorst blutet

■ Delmenhorster SodaStream-Vertreiber hatte keinen Erfolg mit Klärung vor Gericht / Firma wollte sich nicht unterwerfen / Neuer Vertrieb am Airport Bremen kostet 60 Arbeitsplätze

Der Delmenhorster Firma B&K steht das Wasser bis zum Hals. Das Unternehmen, das bisher bundesweit Trinkwassersprudler vertrieben hat, mit denen im Haushalt Kohlensäure in Leitungswasser hineingepreßt wird, wird vom Hersteller SodaStream (Petersborough/Großbritannien) nicht mehr beliefert. In letzter Minute bemühen sich die Rechtsanwälte von B&K um eine einstweilige Verfügung gegen den Lieferstopp, möglicherweise kann das aber die Delmenhorster Firma auch nicht mehr retten.

B&K-Inhaber Peter Kautz hoffte bis zuletzt auf die juristische Lösung. Gestern mittag hatte er aber eingeräumt: „Nach jetzigem Stand werden wir nicht mehr beliefert.“ Die Arbeitsplätze der 61 Festangestellten sind damit akut gefährdet. Die Firma hat laut Kautz zwar noch ein großes Lager, kann also noch eine gewisse Zeit weiter die kleinen weißen Küchenapparate, die aus Leitungswasser Sprudel machen, vertreiben.

Mit einem Jahresumsatz von 60 Millionen Mark stand Firma B&K bisher eigentlich auf soliden Beinen. Jetzt ist die Firma gefährdet: Konkurrent Soda Club aus Israel hatte das englische Unternehmen SodaStream im April aufgekauft. Soda Club wollte den deutschen Vertrieb der Delmenhorster Firma B&K gleich mit übernehmen, Inhaber Kautz hatte aber in den Verhandlungen den Verkauf seines Unternehmens abgelehnt. Daraufhin hatte SodaStream die Lieferverträge zum 8. August gekündigt.

Die knappe Frist hat nach Auskunft des Ministeriums-Sprechers dazu geführt, daß das Bundeskartellamt, das auf Anfrage des niedersächsischen Landeskartellamtes vergangene Woche eingeschaltet worden war, den Lieferstopp nicht aufhalten konnte. B&K hatte sich an das Landeskartellamt gewandt, weil nach Ansicht der Delmenhorster durch das Zusammengehen von SodaStream und Soda Club eine Monopolstellung auf dem deutschen Markt für Trinkwassersprudler herrscht. Das Bundeskartellamt fand die Angelegenheit zwar prüfungswürdig, sah sich aber außerstande, den Fall innerhalb von zehn Tagen zu bearbeiten und eventuell gegenüber einem ausländischen Unternehmen eine Entscheidung durchzusetzen.

Während dem Delmenhorster Betrieb die Felle wegschwimmen, beginnt sich ein Vertrieb für SodaStream in Deutschland mit Sitz im Airport Center Bremen einzurichten – beim Büroraum-Hotel „Regus“ haben die SodaStream-Leute erstmal eine Adresse gefunden. „SodaStream Deutschland“hat in der vergangenen Woche Stellenanzeigen geschaltet, mit denen nach Interpretation der Delmenhorster Vertreiber versucht werden soll, die Beschäftigten von B&K abzuwerben. Bewerbungen seien schon eingegangen, versichert die Telefonistin in der Regus-Zentrale am Flughafen. Ob darunter aber Beschäftigte von B&K waren, vermag am neugegründeten Standort in Bremen niemand zu sagen. Presseauskünfte darf dort nämlich noch niemand geben, der Pressesprecher sitze in England. SodaStream hatte gegenüber B&K angekündigt, das Unternehmen werde von Bremen aus ein neues Vertriebsnetz für die Getränkesprudler aufbauen.

Eine Perspektive für die Delmenhorster Firma K&B ist eventuell die Umstellung auf ein ganz anderes Produkt auf dem Erfrischungsgetränkemarkt. Darüber hatte Kautz zumindest laut nachgedacht. Die Delmenhorster Wirtschaftsförderung hatte dafür ihre Unterstützung signalisiert.

Daniela Martin