Ende des fairen Wohnverhältnisses

■ Der einzige Frauen-Lesben-Bauwagenplatz in Hamburg wird aufgelöst

Der 15. September sollte der Tag der Geburtstagsparty sein. Sieben Jahre ist es dann her, daß elf Frauen ein leerstehendes Grundstück nahe der Altonaer Max-Brauer-Allee besetzten und ihre Bauwagen darauf parkten. Sie gründeten den mittlerweile einzigen männerfreien Wagenplatz in Hamburg; nur noch zwei weitere gibt es in anderen deutschen Städten.

Doch statt der Geburtstagsfeier steht auf dem Frauen-Lesbenplatz nun die Räumung an. Die evangelische Johannis-Kirchengemeinde, der das Grundstück gehört, will es verkaufen. Das ist bereits seit Herbst 1997 klar. Damit die Frauen genug Zeit haben, einen anderen Stellplatz für ihre Wagen zu suchen, stimmte die Gemeinde einer einjährigen Auszugsfrist zu. Die gilt bis Mitte September.

Von der Kirche war bis gestern keine Stellungnahme zu bekommen. „Unser Verhältnis war immer ziemlich fair“, berichtet Wagenbewohnerin Roda. Obwohl ein Nutzungsvertrag für das Grundstück nie unterschrieben wurde, kamen Wagenbesitzerinnen und Gemeindemitglieder gut miteinander klar. Als Anwohner sich einige Jahre nach der Besetzung über Rauch und Gestank aus den Holzöfen der Wagenbewohnerinnen beschwerten und die Kirche verklagten, zog sie sogar für die Frauen vor Gericht.

Nun macht sich auf dem baum- und grasbewachsenen Grundstück Auszugsstimmung breit. Einige Bewohnerinnen sind bereits gegangen, leben in Wohnungen oder auf anderen Plätzen. Die anderen werden bis Mitte September freiwillig umziehen. „Klar könnten wir bis zur letzten Minute kämpfen und bleiben, bis wir geräumt werden“, sagt Roda. „Aber so ein Streit um den Stellplatz ist ein Ganztagsjob.“ Wenn der den Alltag diktiere, sei oft kein Raum mehr für Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe, ebensowenig wie für Beruf, Studium oder politische Arbeit. „Das“, finden die Frauen, „ist kein selbstbestimmtes Leben mehr“. Die Gruppe beschloß, sich aufzulösen.

Zwar hoffen einige noch, ein neues Grundstück innerhalb der Stadtgrenzen zu finden. „Aber die Baulücken werden immer weniger, und die Plätze, die es gibt, sind voll“, bedauert Roda. Trotzdem glaubt sie, daß „unserer nicht der letzte Frauen-Lesbenplatz in Hamburg sein wird.“ Bevor die Wagen vom Grundstück rollen, wollen die Frauen jedenfalls „noch einmal richtig feiern.“ Judith Weber