Bargeld ausgezahlt: Kündigung

■ Einzelhändler wurde Chipkarten-Vertrag gekündigt, weil er AsylbewerberInnen Bares für die Karte gab. 20 bis 30 Fälle der Umtauschaktion sind bekannt. Weiter Kritik an der Plastikkarte

Erstmals ist jetzt einem Einzelhändler, bei dem AsylbewerberInnen mit Chipkarte einkaufen konnten, der Vertrag mit der Firma Infracard gekündigt worden. „Wir konnten dem Händler beweisen, daß er den Asylbewerbern Bargeld ausgezahlt hat“, sagte Infracard-Geschäftsführer Marc Lützen gegenüber der taz. So hätte es auf den Abrechnungszetteln, die der Händler der Firma vorlegte, „eine Anhäufung von Einkäufen gegeben“, die definitiv so nicht getätigt worden seien.

Der Zeitraum, in dem die Einkäufe getätigt worden sein sollen, sei sehr kurz gewesen, dabei wurde jedesmal eine große Summe von der Karte abgebucht, so Lützens Begründung. Doch Beweise, wie einem Asylbewerber tatsächlich Bargeld ausgehändigt wurde, hat Lützen nicht. Dem Laden sei von Infracard gekündigt worden, die speziellen Lesegeräte für die Plastikkarte wieder abgenommen.

Lützen wollte sich nicht dazu äußern, um welchen Einzelhändler es sich handele und wieviel Asylbewerber sich dort vermutlich Bargeld auszahlen ließen. Nach Angaben von Lützen handle es sich bisher insgesamt um 20 bis 30 Fälle von AsylbewerberInnen, die sich in Einzelhandelsgeschäften über ihre Chipkarte Bargeld auszahlen lassen. Die Händler kassieren im Gegenzug eine „Provision“.

Die CDU-Sozialstadträte sind weiterhin entschlossen, auch in ihren Bezirken Chipkarten für AsylbewerberInnen und bosnische Flüchtlinge einzuführen. Bisher bekamen die Chipkarte nur AsylbewerberInnen, die in Wohnheimen leben und von der Sozialverwaltung betreut werden. Der Spandauer Sozialstadtrat Jürgen Vogt sagte, der „Mißbrauch“ mit den Chipkarten sei lediglich eine „Anfangsschwierigkeit“. Auch in Neukölln soll die Karte eingeführt werden, „aber nur wenn es definitiv keinen Mißbrauch damit gibt“, so Stadträtin Stefanie Vogelsang. Die bündnisgrüne Stadträtin Martina Schmiedhofer aus Wilmersdorf spricht sich wie auch die meisten SPD-StadträtInnen gegen die Plastikkarte aus.

„Das Verfahren ist würdelos und viel zu teuer“, sagt sie. Infracard verdient 1,5 Prozent des Umsatzes jeder Karte. Außerdem seien Chipkarten und auch Wertgutscheine niemals so sicher wie Bargeld. Hamburg hat das Wertgutscheinsystem wieder abgeschafft, weil diese vielfach in Geschäften gegen Bargeld getauscht wurden. Julia Naumann